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Trainingskind Sina im Interview: „Ich liebe Trapez über alles“

30 Jahre CABUWAZI: Sina im Interview

CABUWAZI – das sind vor allem unsere Trainingskinder. Sie sind der Mittelpunkt unserer künstlerischpädagogischen Arbeit. Was Zirkus sein kann, zeigt sich in ihren Erlebnissen und an ihren Entwicklungen sehen wir, wie die Zeit vergeht!

Wir blicken auf 30 Jahre und viele Erinnerungen zurück: Die Geschichte von CABUWAZI ist mehr als eine Aneinanderreihung von Daten. Sie ist ein Weg aus individuellen Erfahrungen, voll von großen und kleinen Herausforderungen, Umbrüchen, Erfolgen, Erinnerungen an Menschen, die uns geprägt haben, und gemeinsamem Wachstum. Anlässlich des Jubiläums haben wir mit Menschen gesprochen, die im Laufe der Jahre bei CABUWAZI trainiert haben – sie geben uns einen Einblick in ihre ganz persönlichen CABUWAZI-Geschichten.

Sina ist wirklich beeindruckend! Die 14-Jährige liebt nicht nur Veränderungen und arbeitet gerne kreativ, sie trainiert auch mehrmals die Woche im Zirkus, hat gerade ihren ersten Kurzfilm produziert und schreibt eigene Songtexte. Während unseres Gespräches strahlt sie Selbstbewusstsein und eine tiefe Verbundenheit zum Zirkus CABUWAZI aus. Sie kennt uns gut: An drei CABUWAZI-Standorten hat sie bereits trainiert.

Sina – Zirkuskind seit 2013, Schülerin

Sinas Liebe zum Zirkus begann schon in der frühen Kindheit, als sie von ihrer älteren Schwester mit dreieinhalb Jahren zu einem CABUWINZIG-Kurs mitgenommen wurde. Im Alter von vier begann sie selbst mit dem Training, wobei sie in den folgenden Jahren im Zuge von mehreren Umzügen öfters die Gruppe wechselte und verschiedene CABUWAZI-Plätze sowie einen anderen Jugendzirkus kennenlernte. Heute trainiert Sina intensiv bis zu fünf Mal pro Woche bei CABUWAZI.

„Wenn ich dann auf den Schultern meiner Freundin stehe, da auf dem Trapez und es so leicht anfängt zu schaukeln und dieses Zittern beginnt. Und wenn es draußen dann auch noch regnet – Das macht mich glücklich!“

Besonders gerne geht sie ins Trapez-Training, das sie zusammen mit ihrer besten Freundin besucht. „Ich liebe Trapez über alles“ fasst sie ihre Begeisterung zusammen, die ihr deutlich anzusehen ist. Sina hat Höhenangst, was die Disziplin zu einer besonderen Herausforderung macht, für sie aber auch einen besonderen Reiz mit sich bringt. Denn sie ist gleichzeitig von allem fasziniert, was mit Höhe zu tun hat. Sie war Fallschirmspringen und plant Bungee jumpen zu gehen. Das Gefühl, fliegen zu können, hat schon als kleines Kind Freude bei ihr ausgelöst.

Auch über das Training hinaus fühlt sich Sina mit CABUWAZI verbunden. Sie trifft Freund:innen auf dem Platz und nimmt an offenen Angeboten teil. Die freundliche Atmosphäre und der unterstützende Umgang der Trainer:innen machen den Zirkus zu einem Ort, den sie gerne besucht und an dem sie sich wohl und glücklich fühlt, egal in welcher Stimmung sie ankommt, erzählt Sina uns.
Ein Schlüsselereignis auf ihrem artistischen Weg war der Moment, als sie ihren ersten Radschlag schaffte. Sina erinnert sich, dass sie sehr lange dafür geübt hatte und irgendwann so frustriert war, dass sie anfing zu weinen. Gigi, einer der Trainer, zeigte ihr daraufhin so lange den Ablauf, bis sie es schaffte.

„Und ich habe den Radschlag nochmal probiert, nicht geschafft. Aber Gigi meinte, guck mal, du musst es genauso machen. Ich habe mich ganz genau daran erinnert, was er alles gemacht hat. Dann habe ich es nachgemacht und ich habe es geschafft!“

Mittlerweile kann Sina den Radschlag mit einer Hand und arbeitet an der freihändigen Version.

Ihr Traum für die Zukunft ist es, eine eigene Zirkusgruppe zu leiten und als Trainerin ihre Begeisterung für den Zirkus an andere weiterzugeben. Sina ist schon heute nicht nur eine engagierte Trainierende, sondern teilt auch gerne ihr Wissen und ihre Fähigkeiten, indem sie jüngeren Kindern beibringt, wie man beispielsweise auf der Kugel läuft und springt. Es macht sie glücklich, wenn sie sieht, wie sich die Kinder über ihre Erfolge freuen und ihren Eltern mit einem strahlenden Lächeln zeigen, was sie schon alles können. Als nächstes möchte Sina ein Praktikum bei CABUWAZI machen.


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Zirkuskultur, die stark macht

Zirkuskultur, die stark macht: Wirkung und Entwicklung von Kinder- und Jugendzirkussen und der Zirkuspädagogik

In diesem Blogartikel werfen wir einen Blick auf den Beitrag von Gisela Winkler aus der Jubiläumsbroschüre Gemeinsam wachsen, die anlässlich des 30-jährigen Bestehens von Zirkus CABUWAZI veröffentlicht wurde.

Zirkusmachen ist großartig!

Und das Beste daran ist, dass jede:r mitmachen kann, ohne besondere Voraussetzungen mitbringen zu müssen. Der Zugang ist niedrigschwellig – alle können etwas! Durch beharrliches Üben können wirkliche Höchstleistungen erreicht werden, welche die Zuschauer:innen beeindrucken. Die Vielfalt des Zirkus – neben den artistischen Disziplinen gehören auch Musik, Tanz, Theater, Kostüm- und Bühnenbild bis hin zur Licht- und Tontechnik und Werbung hinzu – hilft jedem und jeder etwas zu finden, was interessiert und attraktiv ist, wo man sich beweisen und Erfolgserlebnisse verbuchen kann. So ist es kein Wunder, dass Kinder- und Jugendzirkusse überall großen Zulauf haben und deren gegenwärtige Zahl unüberschaubar ist. Sie existieren in den unterschiedlichsten Größen und Formen: von eigenständigen Vereinen, in der Trägerschaft soziokultureller, sportlicher und kirchlicher Einrichtungen bis hin zu Schulzirkussen.

Die Entwicklung der Kinderzirkusbewegung

Die Entwicklung der Kinderzirkusbewegung begann 1949 mit dem Zirkus Elleboog in Amsterdam, der die Nachkriegskinder von der Straße holte und mit ihnen artistische Kunststücke übte. Aus der Kinderrepublik Benposta in Spanien, die auf der Straße lebenden Kindern eine Heimstatt bot, ging in den sechziger Jahren der Circo Muchachos hervor, der international berühmt wurde. Zu einer weltweiten Bewegung wurde der Kinderzirkus dann in den achtziger Jahren, als Pädagog:innen, Erzieher:innen und Sozialpädagog:innen die pädagogischen und sozialen Möglichkeiten dieses künstlerischen Mediums entdeckten, aber auch als durch den Cirque Nouveau und innovativen Zirkusunternehmen wie Roncalli die Zirkuskunst von Künstler:innen verschiedener Genres „wiederentdeckt“ und in gewissem Maße aufgewertet wurden. Die künstlerische Kreativität in der Gestaltung von Darbietungen und im Erfinden von Geschichten, erzählt durch artistische Mittel, die Verbindung von Akrobatik, Musik, Tanz, Theater sowie die Einbeziehung sportlicher Elemente und von Street Art haben den Kinder- und Jugendzirkus in kurzer Zeit in vielen Ländern zu einem ganz wesentlichen Bestandteil der Jugendkultur gemacht. Der Kinderzirkus mit seinen vielfältigen Möglichkeiten und Aspekten erweist sich als ein besonders geeignetes Medium für die Kulturelle Bildung.

Der Kinder- und Jugendzirkus – ein vielfältiger Lernort

Zirkus ist ein Lernort par excellence – durch seine Vielfalt ist es jedem und jeder möglich, etwas für sich Passendes und Befriedigendes zu finden, in dem man sich ausprobieren und an dem man wachsen kann. Wie beim professionellen ist auch beim Kinderzirkus ein wesentliches Moment die Grenzüberschreitung: von physischen und psychischen Grenzen, von sozialen, sprachlichen und kulturellen Unterschieden. Die sozialen Aspekte spielen seit seinen Anfängen eine große Rolle. Zirkusmachen ist nur im Team möglich, es braucht sowohl Vertrauen
in die eigenen Fähigkeiten als auch in die der anderen Mitartist:innen. Die Teilnehmenden erfahren prägende Gemeinschaftserlebnisse, übernehmen Verantwortung für das gemeinsame Projekt, entwickeln ihre Individualität und ein neues Lernverhalten. Prozessorientiertes Denken und Handeln, Teamfähigkeit, Flexibilität und Kreativität, Selbstmotivation und Selbstvertrauen sind sogenannte Schlüsselkompetenzen, die für die gesellschaftliche Entwicklung notwendig sind.

Die Zirkuspädagogik

Zirkusmachen wirkt per se pädagogisch: Die Kinder und Jugendlichen erkennen schnell, dass es Beharrlichkeit und auch mal Selbstüberwindung, Disziplin und Arbeit im Team braucht, damit eine Darbietung und schließlich eine Show zustande kommen. Die Zirkuspädagogik als relativ junge Form der Freizeit- und Kunstpädagogik nutzt die Möglichkeiten des Zirkus, um pädagogische Prozesse und Ziele durch Zirkustraining anzuregen und zu erreichen. Durch ihre große Vielfalt kann sie die Persönlichkeitsentwicklung der Heranwachsenden in vielen Bereichen fördern und so zum Beispiel das Erreichen schulischer Lernziele auf spielerische Weise ergänzen und unterstützen.

Die Dimensionen der Zirkuspädagogik – Beispiele der Kompetenzbildung

Die Zirkuspädagogik ist in mehreren Dimensionen wirksam: von der physischen, psychischen, kognitiven bis hin zur gesellschaftlichen. In diesen Bereichen können sich in unterschiedlichen Entwicklungsprozessen vielseitige Fähigkeiten und Kompetenzen entfalten. So findet physisch die körperliche Entwicklung von Koordination, Kraft, Geschicklichkeit und Rhythmusgefühl statt. Psychisch wird die individuelle Entwicklung angeregt. Hier geht es um affektiv-emotionale Erfahrungen wie Selbstwahrnehmung und gestiegenes Selbstbewusstsein durch den
Stolz auf die eigene Leistung. In der kognitiven Dimension bilden sich durch das gemeinsame Trainieren und das Entwickeln von Shows zum einen Fähigkeiten wie Selbstdisziplin, Ausdauer, Konzentrationsvermögen, Verlässlichkeit und Verantwortungsbewusstsein aus, zum anderen wird die Kreativität und das Ästhetikempfinden gefördert. Außerdem erhöht sich die Frustrationstoleranz, da sich die Erkenntnis einstellen kann, dass anfängliches Scheitern an der selbstgestellten Aufgabe zum Trainingsprozess dazu gehört. Das gemeinsame künstlerische Schaffen ermöglicht die Erfahrung, nützlich und kompetent zu sein: Die gesellschaftliche Dimension meint unter anderem das Erleben von Teamarbeit und die damit einhergehende Entwicklung von sozialen Kompetenzen – jeder und jede findet seinen und ihren Platz, ist einzigartig und zugleich Teil eines Ganzen. Durch die notwendige Zusammenarbeit im Team werden Toleranz und Respekt ausgebildet sowie das Gefühl bestärkt, sich zugehörig zu einer Gruppe zu fühlen, akzeptiert zu werden und wiederum andere mit ihrer individuellen Persönlichkeit zu akzeptieren.
Seit einiger Zeit spielt die Zirkuspädagogik auch zunehmend eine Rolle in der heilpädagogischen und therapeutischen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, da sie an individuelle Stärken und Interessen von Kindern anknüpft.

Zirkus als Kunstform

Die künstlerisch-kreative Gestaltung von Darbietungen, Szenen und Shows erfordert von den Teilnehmenden eine intensive Beschäftigung mit künstlerischen Aspekten. Zirkus als die Einheit von unterschiedlichen Kunstgenres bietet Raum für die Einbeziehung aller Kinder und Jugendlichen, unabhängig von zum Beispiel Herkunft und Sprachkenntnissen. Denn die Körperkunst des Zirkus funktioniert auch nonverbal.
Die Einbeziehung anderer künstlerischer Genres ist zwar ein Kennzeichen der gesamten Zirkuskunst, steht aber insbesondere im Zeitgenössischen Zirkus im Vordergrund. Im Kinderzirkus wird kaum mit Tieren gearbeitet, das unterscheidet ihn vom traditionellen Zirkus, entspricht aber der Charakteristik des Neuen bzw. Zeitgenössischen Zirkus. Viele Shows erzählen eine Geschichte und beziehen so in mehr oder weniger starkem Maße das Theater ein. Über die Gestaltung ihrer Darbietung hinaus können sich die Mitwirkenden mit der Gestaltung von Themen beschäftigen, die sie sich ausgewählt haben. Diese Motive können natürlich ganz unterschiedlich sein, häufig findet sich aber die Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Problemen und dem Finden ihres eigenen Weges. Die Zirkuspädagogik bietet somit auch für die Entwicklung eines gesellschaftlichen Bewusstseins zahlreiche Möglichkeiten.

Seit Jahrzehnten ist nun Zirkusmachen und die Zirkuspädagogik aus der Jugendkultur nicht mehr wegzudenken. So unterschiedlich die Kinder- und Jugendzirkusse auch sein mögen – für die Kinder und Jugendlichen bieten sie einen sicheren Ort, sich zu entfalten, Möglichkeiten der physischen, psychischen und sozialen Entwicklung wahrzunehmen und nicht zuletzt dabei viel Spaß zu haben. Es ist ein Spaß, der sich auch den Zuschauenden der Shows mitteilt, die bewundernd feststellen, was Kinder und Jugendliche zuwege bringen, wenn sie sich der Aufgabe des Zirkusmachens widmen.


Zur Person: Gisela Winkler ist – gemeinsam mit ihrem Ehemann Dietmar Winkler – Initiatorin und Leiterin eines der europaweit größten Archive für Zirkuskunst mit Sitz in Berlin. Das seit 50 Jahren bestehende Archiv sammelt und bewahrt Dokumente zur Geschichte von u. a. Artistik, Zirkus und Varieté mit dem Ziel, die Tradition des Zirkus zu bewahren und sie der Forschung zugänglich zu machen. Hierzu gehören ca. 10.000 Bücher, 2.000 Zeitschriften, 25.000 Fotos, 10.000 Programmhefte, Zeitungsausschnitte, Plakate, Videos, Souvenirs und Spielzeuge aus insgesamt über 50 Ländern. Gisela Winkler hat zahlreiche Bücher herausgegeben, u. a. „Die Geschichte der Artistik und des Zirkus“ sowie „Die Künste der Artistik“. Für ihr publizistisches Wirken für die Zirkuskunst wurde das Ehepaar Winkler mit dem Saltarino-Preis der Gesellschaft der Circusfreunde e.V. ausgezeichnet.


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Der Zirkus kommt! Aufsuchende Arbeit bei CABUWAZI

In unserer Jubiläumsbroschüre zu 30 Jahre CABUWAZI haben wir bereits einen spannenden Blick auf die aufsuchende Arbeit bei CABUWAZI gegeben. Jetzt möchten wir diesen Text, der ursprünglich in der Broschüre veröffentlicht wurde, auch hier in unserem Blog mit dir teilen.

Text: Julia Krautstengel

Alle Kinder sollen bei uns mitmachen können! Mit diesem Ziel wird der Zirkus von den Teams der CABUWAZI-Standorte Altglienicke, Hohenschönhausen und Tempelhof in das Lebensumfeld von Kindern und Jugendlichen gebracht. Jede Woche sind die Trainer:innen in Unterkünften für Geflüchtete, Jugendclubs, Familienzentren, Parks und auf Spielplätzen in verschiedenen Berliner Bezirken unterwegs.

Wie sieht er aus, der Alltag der Trainer:innen in der aufsuchenden Arbeit? Und welche Voraussetzungen braucht es, damit die Arbeit mit den Kooperationseinrichtungen gelingt? Wir haben die Koordinatorinnen Steffi und Julia, die die CABUWAZI-Projekte in den Unterkünften und mit weiteren Kooperationspartner:innen in Marienfelde und Spandau betreuen sowie die Trainer:innen Iris und Ahmed einen Tag lang bei ihrer Arbeit begleitet.

Verschwitzt und lachend kommen die Kinder im Abschlusskreis zusammen. Es ist Nachmittag, der erste Kurs an diesem Mittwoch ist gleich zu Ende. Alle strecken ihre Füße in die Mitte und schauen sich an. Dann zählen die Kinder und Trainer:innen in ihren Erstsprachen von zehn bis eins und verabschieden sich mit Tschüss, hoşçakal, alwadae! Die Kinder, die hier trainieren, leben in einer Gemeinschaftsunterkunft in Marienfelde. Wenig Platz, alte Gebäude, außerhalb des Berliner Zentrums – das beschreibt viele Unterkünfte, in denen Kinder und Jugendliche leben, die als Geflüchtete nach Deutschland gekommen sind.

Der Trainingsraum befindet sich auf dem Gelände der Unterkunft, von der Pforte sind es gerade mal ein paar Schritte, vorbei an Wohngebäuden, einem Basketballplatz und spielenden Kindern – die Stimmung wirkt ausgelassen, auch beim Training. Iris, eine der zwei Trainer:innen, die heute die Trainingsgruppen anleiten, betont, dass die Kinder, die hier zum Training kommen, wirklich immer Lust haben. Dies schaffe eine ganz besondere Dynamik und sei sehr energiegeladen. Das wird auch beim Zuschauen deutlich: Beim Seilspringen strengensich alle an, um mehr als 20 Sprünge zu schaffen. Es wird gejubelt, sich gegenseitig angefeuert und ermutigt. Der Trainingsraum ist schlicht eingerichtet, Trainingsmatten, eine Seilanlage, hinter einem beigen Vorhang sind Kisten abgestellt. Heute können die Kinder Zirkusdisziplinen wie Seilspringen, Kugel, Hula-Hoop und Rola Bola trainieren – die Requisiten hierfür lassen sich leicht hin und her transportieren.

Flexibilität in der aufsuchenden Arbeit sei besonders wichtig, nicht nur bei den Zirkusrequisiten, betonen Steffi und Julia, die die Projektarbeit in Marienfelde und Spandau koordinieren und an den Standort in Tempelhof angebunden sind. Wir treffen sie in ihrem auf dem Gelände von CABUWAZI Tempelhof gelegenen Büro, einem gemütlich eingerichteten Zirkuswagen, draußen nieselt es. Ihr Morgen beginnt meistens damit, E-Mails zu checken und die wichtigsten Fragen für den Tag zu klären: Sind alle Trainer:innen da? Muss etwas umgeplant werden?

„Beyond Borders“ – der Beginn der aufsuchenden Arbeit in Unterkünften

Die aufsuchende Arbeit in Unterkünften startete 2015 bei CABUWAZI, als das Projekt „Beyond Borders“ ins Leben gerufen wurde. Ziel war es, geflüchteten Kindern und Jugendlichen das Ankommen zu erleichtern, ein soziales Miteinander in der Gemeinschaft zu fördern und sie dabei zu unterstützen, ihre eigenen Stärken zu entdecken. Von da an führt das seit 2017 in Tempelhof ansässige Team Zirkusprojektwochen, Workshops und fortlaufende Zirkuskurse direkt in den unterschiedlichen Unterbringungseinrichtungen durch. Die Arbeit mit Geflüchteten ist auch heute noch ein Schwerpunkt des Standortes in Tempelhof.

Aktuell bieten drei CABUWAZI-Standorte mobile Angebote in Unterkünften an: Die Teams aus Altglienicke, Hohenschönhausen und Tempelhof sind aber nicht nur in Unterkünften unterwegs, sondern bringen den Zirkus auch in Jugendfreizeiteinrichtungen und laden an öffentlichen Plätzen zum Mitmachen ein. Mit Erfolg: Der Bedarf sei hoch, erklärt Julia. Insbesondere, da das kulturelle Angebot in den Außenbezirken begrenzt sei. Und Steffi, die seit über fünf Jahren die Arbeit in Marienfelde koordiniert, ergänzt:

„Viele Eltern der Kinder, die zu uns kommen, haben mit bürokratischen Prozessen und Sprachbarrieren zu kämpfen. Dann ist es einfach toll für die Kinder, an schönen Aktivitäten teilzunehmen.“

Steffi (Koordinatorin Projekt Marienfelde)

Die aufsuchende Arbeit geht dahin, wo die Kinder sind, und arbeitet mit denjenigen, die da sind. Im Gegensatz zu den Kursen an den Standorten ist nicht immer klar, wer wann beim Training dabei sein wird. Das Angebot in Marienfelde wird deshalb an die Kinder vor Ort und die jeweiligen Umstände angepasst. „Hier geht es nur bedarfsorientiert“, erzählt Steffi. Zentral sei die Frage, wie jedes Kind bestmöglich unterstützt werden kann, um am Training teilzunehmen. Beide Koordinatorinnen versuchen außerdem, regelmäßig Shows mit den Kindern zu konzipieren: „Die Kinder sind so stolz auf sich, das liebe ich“, sagt Julia schmunzelnd.

Um sicherzustellen, dass die Projekte so reibungslos und angenehm wie möglich für die Kinder und Trainer:innen verlaufen, koordinieren Steffi und Julia verschiedene Projektebenen und Aufgaben. Dazu gehören das Schreiben von Einsatzplänen, Netzwerkarbeit und Absprachen mit Kooperationspartner:innen. Bei Bedarf unterstützen und begleiten sie auch Trainer:innen pädagogisch, stehen mit Familien in Kontakt und vermitteln, wenn nötig.

Langfristig gemeinsam Arbeiten

In manchen Erstaufnahmeeinrichtungen wechseln die Kinder oft, in anderen Unterkünften sind sie schon Jahre dabei und nehmen heute an Trainings auf dem Platz in Tempelhof teil, erzählt Iris in einer Trainingspause. Ein Kind, das durch Iris in eine Trainingsgruppe an den Standort in Tempelhof gekommen ist, brachte ihr beim ersten Training auf dem Platz Blumen mit – das hat sie zu Tränen gerührt.

„Dadurch, dass ich schon lange da bin, kenne ich die Kinder sehr gut, ich habe eine Beziehung zu ihnen.“

Iris (Trainerin)

Auch Steffi und Julia unterstreichen, dass die Beziehungsarbeit zentral sei und das Angebot über den Zirkus hinausgehe. Es wird je nach Interesse geschaut, was die Kinder brauchen. „Wir vermitteln auch mal an einen Sportverein“, erzählt Steffi. Für manche Kinder stehe nicht der Zirkus im Mittelpunkt, sondern vielmehr die Beziehungen, die sie hier aufbauen können.

Das Team in Marienfelde und auch in Spandau profitiere davon, dass es sehr international ist. Trainer:innen können so auch Rollenvorbilder sein, die den Trainingskindern aufgrund eigener Erfahrungen Mut machen. Die Teilnehmenden können nicht zuletzt auch deswegen schnell eine Verbindung zu den Trainer:innen aufbauen. „Das ist auch eine Parallelwelt zu dem, was sie sonst oft erleben.

„Wir schaffen mit dem Angebot für die Kinder einen Ort, an dem sie sich künstlerisch ausdrücken können, einen gesunden Ort, wo sie sich ok fühlen.“

Julia (Koordinatorin Projekt Spandau)

Nachdem das Training der Sechs- bis Zehnjährigen vorbei ist, plappern alle fröhlich durcheinander und erzählen von ihren Lieblingsübungen. Viele der Kinder kommen schon seit über einem Jahr zum Training, wie zum Beispiel Oula, die neun Jahre alt ist und am liebsten mit dem Springseil trainiert. Selbstbewusst erzählt sie, dass sie aber auch gerne Fußball spiele – in beidem sei sie sehr gut. Besonders toll finden die Kinder Ahmed und Iris: Auf die Frage, wie die Trainer:innen hier sind, rufen alle laut „toll, toll, toll“.

Nach und nach schlendern nun die älteren Kinder herein – am späten Nachmittag beginnt das Training für die Kinder ab zehn Jahre. Es wird diskutiert, ob heute zwei Kinder bleiben können, die eigentlich zu jung sind – Iris fragt alle in der Gruppe und schließlich wird eine Ausnahme gemacht. Die Kinder werden hier immer wieder in Entscheidungen einbezogen und lernen so, Probleme und Unstimmigkeiten gemeinsam zu lösen. Iris ist es wichtig, dass sie neben ihren Fähigkeiten in Balance und Akrobatik auch ihre sozialen Kompetenzen ausbauen: „Hier treffen ganz unterschiedliche Kinder aufeinander, die dann miteinander klarkommen müssen.“ Gelegentlich gäbe es Streit, wie überall, meistens könne sie aber vermitteln.

Nach einer Aufwärmphase trainieren die Kinder in verschiedenen Gruppen – einige mit dem Hula-Hoop, eines auf dem Rola Bola. Die meisten haben die Kugel gewählt. Ahmed zeigt den Trainingskindern, die schon auf der Kugel stehen können, anspruchsvolle Übungen. Bei Somaya sieht die Umsetzung dieser ganz leicht aus, so gut ist sie schon. Sie trainiert seit zwei Jahren hier in der Unterkunft und hat bereits an den Zirkusferien in Tempelhof teilgenommen. Stolz erzählt sie, dass sie mit der Kugel auch schon bei zwei Shows aufgetreten ist.

Fragt man Iris, was sie sich noch für ihre Arbeit wünschen würde, fällt ihre Antwort ganz klar aus: „Am liebsten würde ich Dari, Arabisch und Türkisch sprechen, damit ich noch besser mit den Eltern kommunizieren kann.“ Sie findet es schade, dass die Kinder oft das Dolmetschen übernehmen müssen und es mit den Eltern zu Kommunikationsschwierigkeiten kommt. Aber auch hier lassen sich Brücken aufbauen und das Vertrauen wächst stetig. Im Training zeigt Iris jetzt die sogenannten Kugeltiere. Die Kinder steigen auf ihre Kugeln und sind mal Löwe, mal Katze. Iris geht von Kind zu Kind, nimmt sich Zeit, jede Übung genau zu erklären. Zwischendurch wird gelacht, die Kinder erzählen vom Fest des Fastenbrechens, das gerade stattfindet.

Es ist zentral, dass die Kinder beim Training eine gute Zeit haben und positive Erfahrungen machen. Deshalb achten Julia und Steffi besonders darauf, dass die Trainer:innen auch wirklich Lust haben, in den Unterkünften zu arbeiten. Der eigene Anspruch sei es deshalb, wie Steffi betont, dass sich die Teams wohlfühlen und alles haben, was sie brauchen, um gut arbeiten zu können. „Nur so wird das Training zu einer guten, sicheren Erfahrung“, erklärt sie.

Julia erzählt, dass die Trainer:innen in den Unterkünften sehr viel Gestaltungsspielraum haben: „Es gibt viele Freiheiten, gleichzeitig aber auch weniger gefestigte Strukturen als auf dem Standort.“ Manchmal gäbe es zum Beispiel keine direkte Ansprechperson in der Unterkunft und Julia und Steffi sind auch nicht immer vor Ort. Wenn es eine Frage gibt, weil ein Kind zum Beispiel länger nicht zum Training gekommen ist, „kann die Arbeit auch mal mühsam werden“, sagt Julia.

Ein weiter Weg zur Anerkennung

Als Steffi vor über fünf Jahren mit der Arbeit in Marienfelde begann, war die Finanzierung immer wieder ein großes Thema: „Es gab sehr wenig Sicherheit, ob das Projekt nächstes Jahr noch relevant genug ist.“ Im Moment wird die aufsuchende Arbeit an den drei CABUWAZI-Standorten über den Asyl-, Migrations-, und Integrationsfond der EU finanziert sowie über den Berliner Jugendsenat. Das ist ein großer Erfolg, da die Förderung über mehrere Jahre läuft und die Projekte und Kooperationen nachhaltig geplant werden können. Ein weiterer Erfolg ist, dass das Jugendamt in Spandau die Zirkuspädagogik mit in ihr Portfolio der Kinder- und Jugendarbeit aufgenommen hat und dass auch in Tempelhof-Schöneberg das Jugendamt die Arbeit von CABUWAZI in ihrem Bezirk unterstützt.

Viele Perspektiven – mehr Inklusion

Julia erzählt, dass es mittlerweile mehrere Kooperationspartner:innen in Spandau und Marienfelde gibt – so können auch Kinder zu CABUWAZI finden, die nicht in den Unterkünften leben, sondern zum Beispiel ihre Nachmittage in Jugendfreizeiteinrichtungen verbringen. Das macht das Angebot noch inklusiver. Marienfelde und Spandau, aber auch Altglienicke und Hohenschönhausen sind Stadtteile mit weniger Auswahl an Freizetangeboten als an anderen Orten Berlins: „Es gibt viele Familien, die nicht nach Tempelhof oder Kreuzberg fahren können“, bemerkt sie.

Durch die Arbeit, die an den drei Standorten in Altglienicke, Hohenschönhausen und Tempelhof geleistet wird, haben viele Kinder die Möglichkeit, an etwas teilzuhaben, was für viele andere ganz normal ist: einem Hobby, dem sie in ihrer Freizeit selbstständig nachgehen können. Zirkus kann jedoch noch viel mehr: Er fördert Fähigkeiten und Fertigkeiten, stärkt das Selbstvertrauen, unterstützt die soziale Entwicklung und schafft einen niedrigschwelligen Zugang zu Bewegung und Kultureller Bildung.

Das Training geht am Abend zu Ende. Den ganzen Nachmittag haben Ahmed und Iris die Kinder begleitet. Jetzt rollen sie die Matten zusammen und räumen die Kugeln weg. Für sie ist hier genau der richtige Ort für Zirkus: „Der Spaß und die Energie der Kinder motivieren mich“, sagt Iris lachend zum Abschluss.


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CABUWAZI feiert 30-Jähriges mit neuem Merchandise!

Heute möchten wir dir unsere fantastischen Merch-Produkte vorstellen, die im Rahmen des 30-jährigen Jubiläums von CABUWAZI erstellt wurden. Ob für den Eigengebrauch oder als Geschenk – bei unserem Merch ist für alle etwas dabei. Entdecke jetzt unsere vielfältigen Artikel und zeige deine Unterstützung für CABUWAZI!

   


Tasse mit Henkel – 7,00 €

Beginne deinen Tag mit einem heißen Kaffee oder Tee aus unserer CABUWAZI-Tasse. Diese Keramiktasse ist nicht nur praktisch, sondern auch ein echter Hingucker. Mit ihrem roten Design bringt sie Farbe in jeden Morgen.

   


Trinkflasche – 5,00 €

Unsere Trinkflasche ist perfekt für unterwegs und passt in fast jede Tasche! Ob beim Training, in der Schule oder auf Reisen – mit der CABUWAZI-Trinkflasche bleibst du immer gut hydriert.

 


Jonglierset – 9,00 €

Perfektioniere deine Jonglierkünste mit unserem CABUWAZI-Jonglierset. Es enthält alles, was du brauchst, um Tricks zu erlernen und zu zeigen. Ideal für Anfänger:innen und Fortgeschrittene, die ihre Fähigkeiten weiterentwickeln möchten.

   


Stoffbeutel – 4,00 €

Unser CABUWAZI-Stoffbeutel bietet genügend Platz für deine Einkäufe, Bücher oder Sportkleidung und ist der perfekte Begleiter für jeden Tag.

Erhältlich in zwei Varianten: Schwarz mit großem Logoaufdruck mittig | Beige mit roten Henkeln und Logoaufdruck rechts unten


Basecap – 9,00 €

Schütze dich vor der Sonne mit unserem CABUWAZI-Basecap – bequem und verstellbar.

 

Erhältlich in zwei Modellen: mit großem Logoaufdruck mittig | mit kleinem Logoaufdruck unten rechts


T-Shirt Kinder – 12,50 € | T-Shirt Erwachsene – 15,00 €

Unsere CABUWAZI-T-Shirts sind in verschiedenen Farben und Größen für Kinder und Erwachsene erhältlich. Sie bestehen aus Baumwolle und sind ideal für den Alltag oder als sportliches Outfit. Das bunte Design macht sie zu einem echten Hingucker.

Für Kinder: Logoaufdruck auf der Vorderseite | Größen: 6 Jahre (106/116), 8 Jahre (118/128), 10 Jahre (130/140), 12 Jahre (142/152) | Farben: Blau, Cyan, Gelb, Grün, Hellblau, Rosa, Rot

Für Erwachsene: Logoaufdruck auf der Rückseite | Größen: XS, S, M, L | Farben: Blau, Grün, Rosa, Rot


Hoodie – 25,00 €

Bleib warm und gemütlich mit unseren CABUWAZI-Hoodies. Perfekt für kühle Tage oder als lässiges Freizeitoutfit. Sie sind in Größen für Kinder erhältlich. Mit CABUWAZI-Logoaufdruck auf der Rückseite.

 

Verfügbare Größen: S (5/6 Jahre), M (7/8 Jahre), L (9-11 Jahre), XL (12/13 Jahre)


Jubiläumsbroschüre – Gegen Spende

Erfahre mehr über die spannende Welt von CABUWAZI mit unserer Jubiläumsbroschüre “30 Jahre CABUWAZI – Gemeinsam wachsen”. Sie enthält interessante Einblicke in unsere Projekte, unsere Geschichte und unsere Vision. Erfahre mehr dazu in diesem Blogbeitrag. Die Broschüre ist gegen eine Spende erhältlich.

 


Wenn du Interesse an den Merch-Produkten hast, wende dich bitte an unser Pressebüro für weitere Informationen und Bestellungen:
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
[email protected]
+49 (0)30 / 544 90 15 – 14
Bouchéstraße 75, 12435 Berlin


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Ein ehemaliges Trainingskind erinnert sich – Sabrina Strasse im Interview

30 Jahre CABUWAZI: Sabrina Strasse im Interview

CABUWAZI – das sind vor allem unsere Trainingskinder. Sie sind der Mittelpunkt unserer künstlerischpädagogischen Arbeit. Was Zirkus sein kann, zeigt sich in ihren Erlebnissen und an ihren Entwicklungen sehen wir, wie die Zeit vergeht!

Wir blicken auf 30 Jahre und viele Erinnerungen zurück: Die Geschichte von CABUWAZI ist mehr als eine Aneinanderreihung von Daten. Sie ist ein Weg aus individuellen Erfahrungen, voll von großen und kleinen Herausforderungen, Umbrüchen, Erfolgen, Erinnerungen an Menschen, die uns geprägt haben, und gemeinsamem Wachstum. Anlässlich des Jubiläums haben wir mit Menschen gesprochen, die im Laufe der Jahre bei CABUWAZI trainiert haben – sie geben uns einen Einblick in ihre ganz persönlichen CABUWAZI-Geschichten.

 

Wenn Sabrina von Stufensprüngen, Pendeln und anderen Einrad-Tricks erzählt, klingt es so, als wäre es erst gestern gewesen, dass sie selbst auf der Bühne stand. Sie fühlt sich offensichtlich wohl auf dem Zirkusplatz in Marzahn, kennt und grüßt alle. Sabrina kommt heute allerdings nicht als Trainingskind in den Zirkus. Ihre 13-jährige Tochter trainiert jetzt hier.

„Lustig finde ich, dass ich viele Leute von früher wiedersehe – gerade jetzt, wo meine Tochter hier am Standort in Marzahn trainiert.“

 

Zirkuskind ab 1996, heute Friseurmeisterin

Sabrina selbst war zehn Jahre alt, als sie Mitte der 90er zufällig einen Einradfahrer auf einer Straße in Altglienicke sah und so fasziniert war, dass sie ihn spontan ansprach. Dieser gehörte zu einem mobilen Zirkusangebot von CABUWAZI und lud sie ein, einfach mitzumachen – was sie prompt auch tat! Der Treffpunkt für das Training war damals ein alter Bauwagen, der als Lager für allerlei Zirkusrequisiten diente. Trainiert wurde auf der Straße. Von dort zog die Gruppe später in eine Turnhalle und die Idee für ein eigenes Zirkuszelt auf dem heutigen Gelände von CABUWAZI Altglienicke nahm Form an.
Sabrina wohnte damals in Altglienicke und konnte, während sie mit dem Fahrrad daran vorbeifuhr, beobachten, wie der Platz langsam Gestalt annahm. Zwei weiße Festivalzelte wurden aufgestellt, die rechteckig waren und erst ein paar Jahre später durch ein rundes, rot-weißes Zirkuszelt ersetzt wurden. Für Requisiten und andere Utensilien gab es Containerwagen und eine Schneiderei wurde eingerichtet, in der die Mutter eines Kindes aus der Gruppe als Schneiderin anfing.

Sabrina erzielte schnell erste Erfolge beim Einradfahren und ihr Bruder folgte ihr zu CABUWAZI, um Jonglieren zu lernen. Besonders gerne erinnert sie sich an die gemeinsamen Feste auf dem Platz in Altglienicke. Insbesondere der Inline-Fasching hatte es ihr angetan, bei dem Kinder, Eltern und Trainer:innen unabhängig vom Alter zusammen feierten und skateten. Auch die Ferienfahrten nach Ungarn, Rügen und zum Frauensee mit den Kindern der anderen Standorte sowie ihre Auftritte in Alt-Treptow und Marzahn im Rahmen von Shows und Zirkusfestivals sind ihr in Erinnerung geblieben. Sabrina nahm während ihrer Zeit als Trainingskind an zahlreichen Vorstellungen teil. Im Stück „Clownsgarden“ hatte sie sogar eine Sprechrolle, für die sie gemeinsam mit der zur gleichen Zeit im Zirkus trainierenden Karoline Herfurth probte.

Sabrina auf dem Einrad

„Ich hatte meinen letzten Auftritt, als mein Mann 25 wurde. Da bin ich Einrad gefahren und habe mit meinem Bruder jongliert. Die Kostüme dafür habe ich noch aus Altglienicke ausgeliehen bekommen.“

Obwohl Sabrina Strasse heute nicht mehr selbst auf der Bühne steht, hat die mittlerweile in Mahlsdorf lebende Mutter von drei Kindern immer noch starke Verbindungen zu CABUWAZI. Als ihre Töchter Interesse an einem Hobby zeigten, schlug Sabrina den Zirkus vor. Ihre ältere Tochter trainiert bis heute Drehperche und Einrad bei CABUWAZI in Marzahn.
Sabrina macht es stolz, ihr Kind auf der Bühne zu sehen und freut sich, dass ihre Tochter so viel Spaß dabei hat, Disziplinen zu erlernen, Sport zu treiben und Freund:innen zu treffen – ähnlich wie sie es früher erlebte.

Vor Kurzem hat Sabrina übrigens eine spannende Anfrage erhalten: Sie wurde eingeladen, gemeinsam mit ihrer Tochter bei einer Faschingsfeier mit 2.000 Gäst:innen aufzutreten. Die Idee, als Mutter und Tochter gemeinsam auf dem Einrad zu performen, reizt sie. Ob sie zusagt, wollte sie uns aber noch nicht verraten.


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30 Jahre CABUWAZI: Standing Ovations für unsere Artist:innen beim Jubiläum

Mit einem großen Fest haben wir letztes Wochenende das 30-jährige Jubiläum von CABUWAZI gefeiert. Viele Monate lang haben Kinder, Jugendliche, Trainer: innen und Mitarbeitende aller sechs Standorte intensiv darauf hingearbeitet, um dieses besondere Event zu einem unvergesslichen Erlebnis zu machen.

Uns wird auch heute noch ganz warm ums Herz, wenn wir an die vielen schönen Momente und Highlights zurückdenken:

Im Zentrum des Festwochenendes stand die Jubiläumsshow „Gemeinsam wachsen“ und die über 100 Kinder aller CABUWAZI-Standorte, die hier gemeinsam auf der Bühne standen! Sie zeigten beeindruckende Zirkusnummern und fanden ergreifende Worte für CABUWAZI, die uns als Mitarbeitende sehr berührt haben – Momente, die uns zeigen, wie wichtig Kulturelle Arbeit ist und wie diese unsere Kinder stark für die Zukunft macht!

“Als kleines Kind kam ich ins große Zelt,
welches über die Zeit wurde zu meiner eignen Welt.
Hier lernte ich neue Leute kennen
und konnte sie nach einer Weile meine Freunde nennen.
Zusammen haben wir neue Sachen ausprobiert,
uns im Kostümfundus verirrt und tolle Shows choreografiert.
Es fühlt sich an wie eine zweite Welt,
hier in diesem Zelt, welches die unterschiedlichsten Menschen zusammenhält,
wo das Training stattfindet und die Realität entfällt.
Wo man lacht und wenn etwas nicht klappt,
man hört, dass man es beim nächsten Mal schafft.
Man hält zusammen das ist ja klar,
man ist wie eine Familie für alle da.
Ich komme gerne her,
es ist hier genauso schön wie am Meer.
Wir haben alle unsere Geschichten zu tragen,
aber schaffen es hier trotzdem neue Dinge zusammen zu wagen.
Egal ob groß oder klein,
bei den Shows kann jeder mit dabei sein.
Nun werden wir größer und älter und müssen irgendwann hier raus,
aber unsere Herzen bleiben hier immer Zuhaus.
Und dann sind die nächsten Kinder dran, gemeinsam wachsen von Anfang an.”

(Ausschnitt des selbstgedichteten Einleitungstextes zur Zirkusnummer von CABUWAZI Treptow von Raven Schanzmann und Pia Läger

 

 

 

Das sehr unterhaltsame Moderationsteam verband die Nummern aller CABUWAZI Standorte miteinander. Dass auch das Publikum begeistert war, zeigte sich durch stürmischen Beifall und Standing Ovations am Ende der Shows!

„Es war so beeindruckend und hätte noch lange so weitergehen können. Es war wirklich von allem etwas dabei.“

(Eine Zuschauerin)

 

Neben der gemeinsamen Show konnten die Besucher:innen das ganze Wochenende an verschiedenen Angeboten wie dem Mitmachzirkus und Kinderschminken teilnehmen, das sommerliche Wetter und die gute Stimmung auf dem Platz von CABUWAZI Marzahn sowie erfrischende Getränke von unserem Partner Spreequell genießen.

Ein weiterer Höhepunkt war die Jubiläums-Gala am Samstagabend, zu der zahlreiche Gäst:innen aus der Politik, langjährige Wegbegleiter:innen, Kooperationspartner:innen, ehemalige und aktuelle Mitarbeitende eingeladen waren.

 

   

 

 

Zwei Menschen, die CABUWAZI schon seit vielen Jahren begleiten, Höhen und Tiefen erlebt und mit uns gemeinsam Hürden genommen haben, sind Elke Breitenbach (Mitglied des Abgeordnetenhauses, die Linke) und Alexander Freier-Winterwerb (Mitglied des Abgeordnetenhauses, SPD). Sie blickten in ihrer gemeinsamen Ansprache auf die vergangenen Jahre zurück und fanden berührende Wünsche für die Zukunft!

Ich wünsche erst einmal der Stadt Berlin, dass es CABUWAZI noch ganz, ganz lange gibt, dass ihr mit ganz, ganz vielen Kindern Zirkus machen könnt, dass ihr ganz, ganz viele Kinder und ihre Familien stark macht und groß macht. Ich wünsche euch als CABUWAZI-Team an allen Standorten viel Erfolg, dass ihr weiterwachst und dass ihr weiterhin so einen großen Erfolg habt wie bisher!

(Elke Breitenbach, ehemalige Senatorin für Integration,
Arbeit und Soziales, Mitglied Abgeordnetenhaus von Berlin, Die Linke)

 

    

 

Ich habe das Gefühl, wenn ich mir Nachrichten angucke, wenn ich in den sozialen Medien mich umschaue, dass es Orte braucht, wo es egal ist, wer du bist, wo du herkommst, wie du aussiehst, ob deine Eltern Geld haben oder nicht, ob sie Bildung haben, sondern wo Menschen einfach als Menschen gesehen und akzeptiert werden und deshalb wünsche ich mir sehr, dass der Geist von CABUWAZI, den ihr seit 30 Jahren lebt, in die Stadt hinaus geht und die Herzen der Menschen beflügelt!

(Alexander Freier-Winterwerb, Mitglied Abgeordnetenhaus von Berlin, SPD)

 

Eröffnet wurde die Gala von unserer Geschäftsführerin Anne Kirschneck, die in ihrer Rede betonte, auf welche Weise CABUWAZI in den letzten 30 Jahren gewachsen ist – ein großer Dank galt in ihrer Ansprache den Mitarbeitenden von CABUWAZI „ohne die das Wachstum und die heutige Angebotsvielfalt nicht möglich gewesen wäre.“

„Mit unseren vielfältigen Angeboten erreichen wir inzwischen 12.000 Kinder und Jugendliche im Jahr. Neben den Nachmittagstrainings, Ferien- und Schulprojektwochen sowie diversen offenen – und Showformaten ist die mobile Arbeit mit Kindern und Jugendlichen mit Fluchterfahrung ein Schwerpunkt in unseren Angeboten. Es ist toll, wie viel wir gemeinsam [mit den vielen Mitarbeitenden, Ehrenamtlichen, Kooperationspartner:innen, Wegbegleiter:innen und CABUWAZI-Freund:innen] bewegen können!“

(Anne Kirschneck, Geschäftsführung CABUWAZI/GrenzKultur gGmbH)

 

     

 

Das Jubiläumswochenende war eine wunderbare Gelegenheit, drei Jahrzehnte Zirkusarbeit zu feiern und gemeinsam mit CABUWAZI-Artist:innen, -Freund:innen und Mitarbeiter:innen in die Zukunft zu blicken. Wir danken allen, die dazu beigetragen haben, dass dieses Wochenende so besonders wurde, und freuen uns auf viele weitere Jahre voller Zirkus, Spaß und gemeinsamen Wachstum!

 

 

Vielen Dank an unseren Partner Spreequell:


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Max Patschke: Vom ehemaligen Trainingskind zum Artist und Zirkustrainer

30 Jahre CABUWAZI: Max Patschke im Interview

CABUWAZI – das sind vor allem unsere Trainingskinder. Sie sind der Mittelpunkt unserer künstlerischpädagogischen Arbeit. Was Zirkus sein kann, zeigt sich in ihren Erlebnissen und an ihren Entwicklungen sehen wir, wie die Zeit vergeht!

Wir blicken auf 30 Jahre und viele Erinnerungen zurück: Die Geschichte von CABUWAZI ist mehr als eine Aneinanderreihung von Daten. Sie ist ein Weg aus individuellen Erfahrungen, voll von großen und kleinen Herausforderungen, Umbrüchen, Erfolgen, Erinnerungen an Menschen, die uns geprägt haben, und gemeinsamem Wachstum. Anlässlich des Jubiläums haben wir mit Menschen gesprochen, die im Laufe der Jahre bei CABUWAZI trainiert haben – sie geben uns einen Einblick in ihre ganz persönlichen CABUWAZI-Geschichten.

Max zieht es auf die Bühnen dieser Welt. Der 28-Jährige ist ausgebildeter Zirkustrainer und hat im Sommer 2023 sein Artistikstudium in Tilburg, Niederlande, mit dem Schwerpunkt Akrobatik abgeschlossen. An der Akrobatik fasziniert ihn die Kombination aus Bewegung und Vertrauen, dass die Artist:innen in der Gruppe einander stützen und dabei gleichzeitig, wie er sagt „ein superschönes Bild“ erzeugen.

Max Patschke – Zirkuskind ab 2008, heute Artist und Zirkustrainer

Max ist in Treptow aufgewachsen. Als Kind sah er den Zirkusplatz in seiner Nachbarschaft und das Applaudieren der Leute im Zelt weckte seine Neugierde. Er konnte sich nie ganz vorstellen, was dort passiert, bis er mit 12 Jahren an einer Schulprojektwoche teilnahm und sich anschließend im offenen Training anmeldete. Das war für ihn der perfekte Raum, um seine Fähigkeiten zu erkunden und auszubauen, bevor es in die festen Gruppen ging, erinnert sich Max. Während seiner Zeit bei CABUWAZI probierte er nahezu alle Zirkusdisziplinen aus – von Kugel- und Stelzenlauf über Tuch, Trapez und Chinese Pole bis hin zu Trampolin und Jonglage – bis er schließlich bei der Akrobatik ankam und mit 18 Jahren Teil der Jugendgruppe You N‘ Me wurde. Die gemeinsame Arbeit dort erlebte er als sehr kreativ, da die Mitglieder weitestgehend autark trainierten, voneinander lernten, gemeinsam eigene Stücke entwickelten und selbst Regie führten.

„Es sind die Menschen, die meine Erinnerungen immer wieder aufleben lassen. Es sind unendlich viele gute Erinnerungen.“

Für ihn war CABUWAZI nicht nur ein Ort des Trainings! Es war ein sicherer Hafen, an dem Max er selbst sein konnte und dabei unterstützt wurde, sein eigenes, wie er sagt, „soziales Wesen“ zu entwickeln. Eine sehr emotionale Erinnerung für ihn ist die Eröffnungsfeier von CABUWAZI Tempelhof, bei der er seinen letzten gemeinsamen Auftritt mit seiner CABUWAZI-Akrobatikgruppe hatte. Das Spannungsfeld aus der großen Freude am Auftritt und dem Bewusstsein, dass er und seine Partner:innen in naher Zukunft unterschiedliche Ausbildungsorte, in seinem Fall die Zirkusschule, besuchen und damit eigene Wege gehen würden, verbindet er rückblickend mit seinem Übergang vom Trainingskind in die Professionalität.

„Die letzte Show, da habe ich sehr geheult. Dann kam Hermann, der Techniker von Treptow, zu mir und der hat mich erstmal in den Arm genommen. Er meinte, du weißt ganz genau, dass es noch nicht vorbei ist. Das sind Worte, die immer wieder, wenn es mir schlecht geht oder ich nicht weiß, wie es weitergeht, hochkommen.“

Heute ist Max ausgebildeter Zirkustrainer und Artist. Aktuell entwickelt er als Teil eines Trios eine neue Show. Er wünscht sich, so oft wie möglich auf der Bühne zu stehen und parallel als Zirkustrainer zu arbeiten. An der Zirkuspädagogik interessiert ihn die unmittelbare Wirkung – die Möglichkeit, Kinder und Jugendliche dabei zu unterstützen, mit ihren eigenen Baustellen umzugehen und ausreichend Bewegung zu bekommen. Beim Blick in die weitere Zukunft kann Max sich auch vorstellen, hauptberuflich in einer Jugendeinrichtung mit Zirkusschwerpunkt anzufangen. Aber auch die Gründung einer Company oder einer neuen Zirkusschule sind Teil seiner Gedankenspiele.

Max bei der Weihnachtsshow 2013

„Eine sehr lange Zeit meines Lebens war es mein Ziel, auf eine Zirkusschule zu gehen… Das Ziel habe ich erreicht!“


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Jubiläumsbroschüre: Gemeinsam wachsen

Wir haben 30 Jahre CABUWAZI zum Anlass genommen, eine CABUWAZI-Broschüre zusammenzustellen, die dir neue Einblicke in die Vielfalt unserer Angebote und Projekte gibt:

Wir teilen spannende Zahlen sowie Fakten rund um CABUWAZI und blicken gemeinsam mit ehemaligen und aktuellen Zirkuskindern auf ihre Erfahrungen bei uns zurück. Mittels exklusiver Interviews und Fachbeiträge beleuchten wir zudem verschiedene Perspektiven von Zirkus und Zirkuspädagogik, die wir so erstmals in einer Publikation zusammenstellen.

 

So geben wir zum Beispiel Einblicke in die Entwicklung von Zirkuspädagogik und Kinder- und Jugendzirkusse, Expert:innen aus der Kinder- und Jugendpsychologie besprechen, warum Zirkus und Therapie so gut zusammenpassen und wir porträtieren unsere aufsuchende Arbeit in Unterkünften mit Menschen mit Fluchterfahrung.

Dass wir so eine umfangreiche Broschüre herausgeben können, haben wir nicht nur vielen langjährigen Wegbegleiter:innen zu verdanken, sondern auch dem Team von PinguinDruck, die den Prozess begleitet und unterstützt haben. Wir finden, dass der Druck supertoll geworden ist und bedanken uns ganz herzlich!

PinguinDruck ist eine Berliner Umweltdruckerei, der ein umweltfreundlicher, ökologischer Umgang mit Ressourcen genauso am Herz liegt, wie soziales Engagement – seit vielen Jahren unterstützen sie deshalb Projekte, die das vielfältige Zusammenleben in Berlin stärken.

 


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Festwochende zu 30 Jahre CABUWAZI

Juhu, wir werden 30 Jahre!

Dieses große Ereignis feiern wir mit dir an zwei Tagen vom 22. bis 23. Juni 2024: Unser Standort in Marzahn verwandelt sich dafür ein Wochenende lang in einen Festplatz mit Mitmachzirkus, Ständen, Workshops, Essen und vielen Gäst:innen.
Der Platz ist samstags und sonntags von 12 bis 18 Uhr geöffnet und der Eintritt zum Platz ist kostenfrei.
Alle sind herzlich eingeladen!

An beiden Tagen zeigen wir zudem jeweils zwei Mal die große Show „Gemeinsam wachsen“ von und mit Trainingskindern- und Jugendlichen von allen sechs CABUWAZI Standorten.

Am 22. Juni findet außerdem unsere große Gala satt.

Für die Shows sowie die Gala kannst du dir hier Tickets sichern.

 


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Jessy Meden im Interview: “Wir haben uns gefühlt wie Stars”

30 Jahre CABUWAZI: Jessy Meden im Interview

Jessy Meden ist mit CABUWAZI groß geworden! Seit der Gründung vor 30 Jahren hat sie schon so einiges im Zirkus erlebt und kennt CABUWAZI von wirklich allen Seiten. Sie war Trainingskind der ersten Stunde, Hilfstrainerin und anschließend Trainerin. Sie hat die Weiterbildung zur Zirkuspädagogin abgeschlossen, war Koordinatorin in Kreuzberg und ist dort heute eine der zwei Standortleitungen. Jessy hat als Trainingskind bei unzähligen Shows mitgewirkt, als Trainerin Produktionen konzipiert und prägt heute mit ihren Entscheidungen das Bild des Kreuzberger Standortes. Bis heute hat sie auf jedem der 6 Standorte – außer unserem jüngsten in Hohenschönhausen – schon gearbeitet! Mit uns hat Jessy über die Anfänge bei CABUWAZI, besondere Erlebnisse und darüber, was ihr heute als Leitung wichtig ist, gesprochen!

 

 

Wie bist du zu CABUWAZI gekommen?

Ich war 12 Jahre alt und meine Tante hatte von einem Zirkusworkshop in einem Kulturhaus in Alt-Treptow gelesen und mich gefragt, ob ich meine Cousine begleiten kann – damals gab es nämlich noch kein Zelt. Ich hatte gar keine Lust, bin dann aber mitgegangen. Als wir ankamen, wurden mir sofort drei Jongliereier in die Hand gedrückt und ich sollte loslegen. Das hat mir so viel Spaß gemacht, dass ich dann jede Woche wieder gekommen bin.

Wann hat CABUWAZI das erste Zirkuszelt bekommen?

Das erste Zelt wurde in Treptow aufgebaut. Ich habe sogar dabei geholfen. Damals hatten wir einen Einmaster, der keinen Mast in der Mitte hatte und man musste alles schrauben. Der Aufbau war total anstrengend. Vier Monate später wurde dann ein weiteres Zelt in Kreuzberg aufgebaut.

Wie viel Kinder haben in der Anfangszeit bei CABUWAZI trainiert?

Ich denke, es waren ungefähr 30 bis 35 Kinder – es waren die Kinder aus dem Kulturhaus in Treptow und die Kinder des „Kreuzberger Einradchaos“.

Kannst du dich an die erste Show erinnern? Wie hieß sie und worum ging es?

Die erste Show von uns hieß „Konfetti“. Es ging um Frau Vitali! Frau Vitali war eine alte Zirkusartistin und Profi am Trapez. Sie erzählte den Kindern im Hinterhof immer Geschichten aus der Zeit. Eines Tages war sie zu einer großen Gala eingeladen, auf die sie sich sehr freute. Da aber die Uhr im Hinterhof stehen geblieben war, kam sie zu spät und hat die Gala verpasst. Darüber war sie unglaublich traurig. Deshalb haben die Kinder im Hinterhof beschlossen, eine Zirkusvorstellung für sie zu machen.

Mit welcher Disziplin bist du damals aufgetreten?

Angefangen habe ich mit Tellerdrehen – damit hatte ich auch meinen ersten Auftritt. Ich war außerdem recht biegsam und bin deshalb schnell zur Akrobatik gekommen. Von Partner:innenakrobatik über Kontorsion, also extremes Verbiegen, bis zu Tischakrobatik hab ich alles gemacht.

Kannst du uns von einer besonderen Erinnerung aus deiner Zeit als Trainingskind erzählen?

Es gibt richtig viele tolle Erinnerungen! Für mich war die Eröffnung von Galeria Kaufhof am Alexanderplatz zum Beispiel sehr beeindruckend. Der ganze Alex war voller Menschen und wir sind auf einer riesigen Bühne aufgetreten – im Hintergrund war eine Videoleinwand aufgebaut. Ich habe die ganze Show über nicht einmal ins Publikum geguckt, sondern mich auf der Videoleinwand beobachtet.

In dem Backstage-Zelt waren auch bekannte Gesichter wie zum Beispiel die Prinzen – wir haben uns gefühlt wie Stars!

Es gab aber auch ganz viele andere Ereignisse, die mich geprägt haben: Einmal durften wir im Friedrichsstadtpalast mit unserer Show und dem damaligen CABUWAZI Song auftreten, den Reinhard Fißler für uns geschrieben hat – das war unheimlich aufregend!

CABUWAZI hat es mir ermöglicht, viel zu Reisen und Neues kennenzulernen, das hätte sich mein Vater so gar nicht leisten können.

Was war das Besondere an CABUWAZI für dich?

Ganz klar die Gemeinschaft! Wir waren wie eine kleine Familie. Ich habe meine ganze Freizeit bei CABUWAZI verbracht, es war wie mein Wohnzimmer. Ich bin nach der Schule sofort zum Platz und abends erst nach Hause. Wir hatten auch einen Schlüssel für den Platz und durften uns immer im Café treffen und am Wochenende trainieren. Die Trainer:innen haben uns unglaublich vertraut: Wir haben das Zirkus-Café selbst bewirtschaftet, waren einkaufen und haben den Verkauf geregelt. Von der damaligen Standortleitung Britta Niehaus (Anm. d. Red.: Britta leitet heute Alegria – das Institut für Zirkustherapie) bekamen wir ein Budget für das Café, damit mussten wir haushalten. Nach Auftritten konnten wir das Geld durch die Einnahmen wieder zurückzahlen und unsere Jugendgruppenkasse aufbessern und neue Projekte starten. Das hat uns selbstständig gemacht.

Was hat sich bei CABUWAZI in den letzten 30 Jahren verändert?

CABUWAZI ist riesengroß geworden! Früher waren wir so klein, das war wie ein kleines Wohnzimmer. Jetzt sind wir ein Einfamilienhaus. Heute haben wir jede Menge Projekte und decken auf den 6 Standorten und mit der Akademie und Alegria so viele Bereiche und Bedürfnisse ab. Es ist unglaublich, dass so viele Profis bei CABUWAZI arbeiten. Das war damals noch nicht so. Wir sind heute eben professioneller! Es ist ein bisschen so, als wenn wir erwachsen werden. Wir sind 30 Jahre und keine Jugendlichen mehr.

Was ist dir heute als Standortleitung wichtig?

Was mich damals so glücklich als Kind gemacht hat, ist, dass ich mich so sicher auf dem Platz gefühlt habe und in dieser Gemeinschaft groß werden konnte. Deshalb ist es mir wichtig, dass die Kinder sich heute auch sicher fühlen und zu uns kommen können, auch wenn sie kein Training haben. Wir sind gerade in Kreuzberg dabei, dass wieder mehr aufzubauen – es ist unser Ziel, dass die Kinder und Jugendlichen jederzeit kommen können, auch wenn sie kein Training haben.