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Rückblick auf das Jahr 2024 bei CABUWAZI

Heute wollen wir auf ein ereignisreiches und inspirierendes Jahr zurückblicken, das uns in unserer Mission bestärkt hat: Kinder und Jugendliche mit der Kraft des Zirkus zu begeistern, zu fördern und zu stärken – oft dank der unermüdlichen Unterstützung unserer Mitarbeitenden, Ehrenamtlichen und Partner:innen.
Eine Mission, die wir trotz den drohenden Auswirkungen, durch die drastischen Kürzungen der Berliner Regierung, auch im kommenden Jahr mit Freude und Entschlossenheit verfolgen werden.

30 Jahre CABUWAZI – Gemeinsam wachsen

2024 war ein ganz besonderes Jahr für uns, denn wir haben unser 30-jähriges Bestehen gefeiert! Unter dem Motto „Gemeinsam wachsen” verwandelte sich unser Standort in Marzahn im Juni für ein Wochenende in einen lebendigen Festplatz. Kinder, Jugendliche, Trainer:innen und Mitarbeiter:innen arbeiteten monatelang auf dieses Event hin. Es gab, neben Mitmachzirkus und Workshops, eine große Jubiläumsshow, die die Vielfalt von CABUWAZI feierte. Unsere Artist:innen erhielten Standing Ovations für ihre beeindruckenden Darbietungen. Dieses Jubiläumswochenende war eine wunderbare Gelegenheit, drei Jahrzehnte Zirkusarbeit zu zelebrieren und gemeinsam mit CABUWAZI-Artist:innen, -Freund:innen und Mitarbeiter:innen in die Zukunft zu blicken.

Zur Feier dieses Anlasses erschien eine Jubiläumsbroschüre, die tiefere Einblicke in unsere Geschichte und Projekte gab. Ehemalige und aktuelle Zirkuskinder erzählten ihre Geschichten. So sprachen wir mit Jessy Meden, die CABUWAZI seit den ersten Tagen begleitet und heute eine der beiden Standortleitungen in Kreuzberg ist. Max Patschke erzählte uns von seinem beeindruckenden Werdegang, der ihn vom einstigen Trainingskind zum Artist und Zirkustrainer geführt hat. Auch Sabrina Strasse blickte als ehemaliges Trainingskind auf ihre Zeit bei CABUWAZI zurück und teilte ihre Erinnerungen. Unser aktuelles Trainingskind Sina erzählte uns von ihrer Leidenschaft für die Zirkuskunst und erklärte begeistert: „Ich liebe Trapez über alles.“ Darüber hinaus wurden in Fachbeiträgen und Interviews verschiedene Aspekte der Kinder- und Jugendzirkusarbeit beleuchtet. Dabei standen u.a. Themen wie die Bedeutung der Zirkuspädagogik, die aufsuchende Zirkusarbeit und der Zusammenhang zwischen Psychotherapie und Zirkus im Fokus.

Unser 30-jähriges Jubiläum feierten wir zudem mit neuen Merchandise-Produkten – von Jonglierbällen über T-Shirts bis hin zu Hoodies, die dazu beitragen, die Erinnerungen an dieses besondere Jahr lebendig zu halten.

Talentförderung, Kreativität und gesellschaftliche Themen bei CABUWAZI

Neue Jahrgänge der Circus Akademie

Unsere Circus Akademie bietet eine Vielzahl an Fort- und Weiterbildungen in Wochenend- und Abendkursen an, um Zirkuspädagog:innen, Artist:innen und andere Akteur:innen der Zirkuslandschaft optimal in ihrer Arbeit zu unterstützen.

Im Herbst starteten die neuen Jahrgänge für die Teilzeitweiterbildungen für (angehende) Zirkustrainer:innen. Die Einführung in das Arbeitsfeld erfolgte durch eine Weiterbildung zur/zum „Zirkustrainer:in Grundlagen” und das fortgeschrittene Weiterbildungsformat zur/zum „Zirkustrainer:in Vertiefung”. Den Höhepunkt bildet jedes Jahr die sechstägige Inszenierungswoche mit der Abschlusspräsentation des Jahrgangs.

Institut für Zirkustherapie – Alegria

Ein weiterer bedeutender Meilenstein im Jahr 2024 war die Verstetigung unseres Projekts Alegria – Institut für Zirkustherapie. Die Berliner Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie hat entschieden, dieses wichtige Angebot dauerhaft zu unterstützen. Dadurch konnten wir ab April noch mehr Therapieplätze für Kinder und Jugendliche schaffen, die seelisch belastet oder erkrankt sind. Besonders erfreulich: Die Therapie bleibt weiterhin kostenfrei und wird an verschiedenen Orten in Berlin angeboten. Interessierte Familien können sich bei uns melden.

Die Arbeit von Alegria wurde 2024 zudem mit dem renommierten Ulrike-Fritze-Lindenthal-Antistigma-Preis ausgezeichnet. Dieser Preis wird von der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) gemeinsam mit dem Aktionsbündnis Seelische Gesundheit verliehen. Ziel ist es, innovative Projekte und Institutionen zu würdigen, die sich für mehr Autonomie und die Integration psychisch erkrankter Menschen in unsere Gesellschaft einsetzen.

Europäische Solidaritätskorps

Jeden März und September begrüßt CABUWAZI eine neue Gruppe engagierter Freiwilliger aus der ganzen Welt im Rahmen des Europäischen Solidaritätskorps (ESC). Während ihres Einsatzes bei CABUWAZI unterstützen sie unsere sechs Zirkusstandorte in Berlin. Unter unseren aktuellen Freiwilligen ist auch Tomás Sapia, der seit März dabei ist. Mit seiner Leidenschaft in Fotografie, Videografie und Schreiben hat er eine Vielzahl aufregender Veranstaltungen und Projekte begleitet und dokumentiert. Dabei bot er spannende Einblicke, in die einzigartigen Erfahrungen, die unsere Freiwilligen machen. Zu den Höhepunkten gehörten der Karneval der Kulturen, das Hors Cirque Seminar in Marseille, das 30-jährige Jubiläum von YAAM, der Karneval für die Zukunft und die Willkommenswoche für die ESC-Freiwilligen im September.

Darüber hinaus waren unsere engagierten europäischen Freiwilligen aktiv an der Gestaltung und Transformation öffentlicher Räume durch Gemeinschaft und Kreativität im Projekt „Zuhause” beteiligt.

 

Faszinierende Events, Festivals und Shows

Newcomer Artist:innen Festival

Beim 3. Newcomer Artist:innen Festival in CABUWAZI Marzahn erhielten Künstler:innen die Gelegenheit, ihr Können zu präsentieren und versetzten das Publikum sowie die Fachjury ins Staunen. Die Veranstaltung zeugte von der Vielfalt und Kreativität junger Talente in zwei spektakulären Shows. Den Besucher:innen wurde ein faszinierender Wettbewerb mit einer breiten Palette an Darbietungen geboten.

Jugendgruppe „International Arrivals“ von CABUWAZI Tempelhof im Tigerentenclub

Sechs junge Artisti:nnen der Jugendgruppe von CABUWAZI Tempelhof International Arrivals traten im Tigerentenclub auf. Dort berichteten sie von ihrem Zirkustraining und beeindruckten das Publikum mit coolen Auftritten aus den Bereichen Hoop-Diving und Akrobatik.

Auszeichnungen für CABUWAZI Marzahn beim 14. Circusfest in Köln

Anfang November nahm CABUWAZI Marzahn mit zwei beeindruckenden Darbietungen am 14. Circusfest in Köln teil und konnte gleich zwei Preise mit nach Hause nehmen!

Freedom of Movement Festival

Im November veranstaltete CABUWAZI Tempelhof das 8. Freedom of Movement Festival, das sich für die Freiheit der Bewegung einsetzt – in diesem Jahr erstmals als Teil von Zeit für Zirkus, der deutschen Entsprechung zum französischen La Nuit du Cirque. Ziel dieses Formats ist es, den Zeitgenössischen Zirkus stärker in den Fokus der Kulturszene zu rücken und gesellschaftliche Diskurse durch Kunst erlebbar zu machen. Auf dem historischen Tempelhofer Flughafengelände, das für rund 5.000 geflüchtete Menschen ein temporäres Zuhause bietet, verschmelzen Kunst und soziale Realitäten. Die diesjährige Ausgabe des Festivals bot mit zwei Shows der CABUWAZI-Ensembles International Arrivals und VisÁ-Vis sowie einer neuen Open Stage ein dichtes und bewegendes Programm.

CABUWINZIG Shows

Die CABUWINZIG Shows präsentierten faszinierende Zirkusdarbietungen mit den jüngsten Talenten von CABUWAZI. An den verschiedenen Standorten von CABUWAZI trainierten die kleinen Manegenstars fleißig ihre Fähigkeiten, um ihr Können erstmals vor Publikum zu zeigen. Die CABUWINZIG Shows sind nicht nur für Eltern, Kitas und Grundschulen ein beliebtes Event, sondern für alle Interessierten, die sich von der Magie des Zirkus verzaubern lassen möchten. Sie bieten eine großartige Gelegenheit, die kreativen Leistungen der jungen Generation zu bewundern und sie in ihrem künstlerischen Wachstum zu unterstützen. Zu den diesjährigen CABUWINZIG-Shows gehörten unter anderem „Träume“ in Tempelhof, „Der Wunschbaum – Gemeinsam werden Wünsche wahr“ in Kreuzberg, „Sterne und Planeten“ in Altglienicke, „In 80 Minuten um die Welt“ in Marzahn und „Flowerpower – Superheld:innen des Frühlings“ in Treptow.

„Anna – Der kleine Zirkus“ feierte Eröffnung am 6. Dezember

Am 6. Dezember 2024 öffnete der neue Trainingsort „Anna – Der kleine Zirkus“ in der Anna-Ebermann-Siedlung seine Zelttüren. Das Gemeinschaftsprojekt von CABUWAZI Hohenschönhausen und der HOWOGE Wohnungsbaugesellschaft mbH, unterstützt durch das Jugendamt Lichtenberg, bietet Zirkustraining für Kinder und Jugendliche aus der Anna-Ebermann-Siedlung sowie aus Hohenschönhausen. In diesem kleinen Zelt konnen die jungen Teilnehmer:innen ihre Zirkusfähigkeiten in einem kreativen und unterstützenden Umfeld weiterentwickeln.

Manegenzauber Shows – CABUWAZI lädt zum Jahresabschluss zu einem stimmungsvollen Winterprogramm

Mit Manegenzauber bringt CABUWAZI jedes Jahr aufs Neue die winterliche Magie in die Manege. Die Event-Reihe ist ein fester Bestandteil unseres Programms und begeistert große und kleine Besucher:innen an insgesamt sechs Standorten. Schon seit vielen Jahren zeigen die Kinder und Jugendlichen der verschiedenen Trainingsgruppen in eigenen Produktionen, was sie über das Jahr hinweg bei CABUWAZI gelernt haben. Dabei kombinieren sie klassische Zirkusnummern mit modernen Elementen aus Tanz und Theater – ein Erlebnis, das alle in seinen Bann zieht. Auch für Schulklassen und Kitagruppen bietet sich hier eine besondere Gelegenheit, die kreative Welt des Zirkus einmal ganz nah zu entdecken. Unsere jungen Artist:innen präsentierten moderne Abenteuer in einer beeindruckenden Auswahl an Shows:  Es erwarteten sie „Der Nussknacker“, eine Reise in die „World of Storys“, „Der Griesgram – Schrecklich grüne Weihnachten“ sowie eine artistische Expedition im „Solar-Express“. Zudem erlebten wir „Ein Fest der Gegensätze“ und „Der Waldgeist“.

Wir gehen in die Winterpause und blicken hoffnungsvoll auf 2025

Gemeinsam freuen wir uns auf das kommende Jahr! Mit einem herzlichen Dank an alle Unterstützer:innen, Künstler:innen und Freund:innen schließt CABUWAZI 2024 ab. Eine kleine Winterpause steht bevor, in der kein Training stattfindet. Die Standorte machen eine kurze Verschnaufpause, um im neuen Jahr mit frischer Energie zurückzukehren.

Trainingsfreie Zeiten auf den Plätzen

Hohenschönhausen: 23.12.2024 bis 05.01.2025

Kreuzberg: 23.12.2024 bis zum 10.01.2025

Altglienicke: 23.12.24 bis 5.1.2025 (Ausnahme: CABUWINZIG findet ab 2.1.2025 wieder statt)

Marzahn: 20.12.2024 bis 12.01.2025

Tempelhof: 21.12.2024 bis 05.01.2025

Treptow: 16.12.2024 bis 5.12.2025

Wir wünschen dir eine schöne und erholsame Winterzeit und einen guten Rutsch ins neue Jahr!

 


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Alegria: Auszeichnung mit dem Ulrike-Fritze-Lindenthal-Antistigma-Preis 2024

Alegria wurde mit dem Ulrike-Fritze-Lindenthal-Antistigma-Preis 2024 – einer Auszeichnung für Projekte mit Vorbildcharakter – ausgezeichnet!

Die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) und das Aktionsbündnis Seelische Gesundheit würdigen mit dem Ulrike-Fritze-Lindenthal-Antistigma-Preis innovative Projekte und Institutionen, die sich für mehr Autonomie und Integration psychisch erkrankter Menschen in unsere Gesellschaft einsetzen. Das Preisgeld in Höhe von 20.000 Euro ging zu gleichen Teilen an zwei Organisationen, die am 29. November im Rahmen des DGPPN Kongresses im CityCube Berlin ausgezeichnet wurden – wir sind eine davon und freuen uns riesig! Neben und wurde auch das Projekt Freunde fürs Leben e. V.: Gesicht zeigen für mentale Gesundheit ausgezeichnet.

Institut für Zirkustherapie Alegria: Selbstwirksamkeit erleben

Bei der Zirkustherapie kommen körperbasierte Balanceübungen auf dem Drahtseil, Akrobatik, Breakdance und Jonglage ebenso zum Einsatz wie psychotherapeutische Interventionen aus der Verhaltenstherapie. Die kreative Bewegungsarbeit hilft den Kindern und Jugendlichen, aufgestaute Emotionen loszulassen und einen veränderten Blick auf sich selbst zu entwickeln. Ziel ist mehr Selbstwirksamkeit und ein positives Körpergefühl.

 Über den Ulrike-Fritze-Lindenthal-Antistigma-Preis

Mit diesem Förderpreis zur Entstigmatisierung psychischer Erkrankungen werden jährlich Projekte, Institutionen und Selbsthilfegruppen ausgezeichnet, die sich für die gesellschaftliche Integration psychisch erkrankter Menschen einsetzen. Der Preis wird von der DGPPN in Verbindung mit der Stiftung für Seelische Gesundheit verliehen und ist mit 20.000 Euro dotiert. Die Einreichungen werden unter Leitung von Prof. Dr. Arno Deister, Vorsitzender des Aktionsbündnisses Seelische Gesundheit, von einer Fachjury bewertet. Teil der Jury sind: Dr. Rüdiger Hannig (Bonn), Dr. Jakov Gather (Bochum), Prof. Dr. Euphrosyne Gouzoulis-Mayfrank (President Elect der DGPPN, Köln), Dr. Uta Gühne (Leipzig), Jana Hauschild (Berlin), Julie Holzhausen (Berlin), Waltraud Rinke (Bonn), Prof. Dr. Barbara Schneider (Köln), Prof. Dr. Götz-Erik Trott (Aschaffenburg), Prof. Dr. Norbert Wodarz (Regensburg).


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9. Februar
Schnupper-Zirkuskurs im Alegria

Schnupper Zirkusluft am 9. Februar im Alegria – Institut für Zirkustherapie!

Dich erwartet ein Workshop mit jeder Menge Zirkus wie Jonglage, Balance, Luftakrobatik und Trampolin.

Du möchtest gern teilnehmen? Dann melde dich per E-Mail an: [email protected], der Eintritt ist frei!

 

INFOS

Für wen?
Für alle Kinder und Jugendlichen ab sechs bis 21 Jahre.

Wann?
09.02.2024, 16:30 Uhr bis 18:30 Uhr

Wo?
Im Zelt von CABUWAZI Treptow, Bouchéstr. 74, 12435 Berlin

Woran muss ich denken?
Getränke, Snacks und Schläppchen oder Stoppersocken


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Vorhang auf für ALEGRIA – Institut für Zirkustherapie

Im Rahmen unserer langjährigen Kooperation durften wir die Kinderstation der Kinder- und Jugendpsychiatrie, -psychotherapie und -psychosomatik im Vivantes Klinikum in diesen Sommerferien bereits zum siebten Mal auf unserem Zirkusplatz in Treptow begrüßen. Über zwei Wochen hinweg nahmen je 15 Kinder und Jugendliche an einer Zirkuswoche teil und trainierten gemeinsam mit den zirkustherapeutischen Fachkräften von ALEGRIA – Institut für Zirkustherapie verschiedene Disziplinen. So wurden Ausdauer, Koordination und Balance mit Jonglage, Akrobatik und Trampolin geübt. Die Kinder- und Jugendtherapeutinnen von ALEGRIA unterstützten mit Motivations- und Entspannungsübungen. Denn: Oberstes Ziel bleibt die Vermittlung von Freude am Neuen und die Überwindung der Angst!

Zum Abschluss wurde das Erlernte von allen beteiligten Kindern und Jugendlichen im Zirkuszelt vor einem ausgewählten Publikum zur Aufführung gebracht.

 

 

 

Unsere Kooperation mit der Kinder- und Jugendpsychiatrie, -psychotherapie und -psychosomatik im Vivantes Klinikum hat 2017 begonnen. Im Rahmen des anfänglichen Modellprojektes sind im Verlauf der Jahre wichtige therapeutische Ansätze wie der der ‚achtsamen Zirkustherapie‘ und das Konzept ‚Gestaltenwandel‘ entwickelt und ausgearbeitet worden. Damit ist sie von großer Bedeutung für die Gründung des Instituts für Zirkustherapie ALEGRIA, das unter der Leitung der ehemaligen CABUWAZI-Standortleitung und heutigen Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin, Britta Niehaus, seit Anfang 2022 niedrigschwellige Zugänge zu Gruppen- und Einzeltherapien für Kinder und Jugendliche mit seelischen Erkrankungen und ihre Familien bietet.

Die diesjährige Zusammenarbeit wurde gefördert durch InterKulturMachtKunst – KunstMachtInterKultur, Bundesverband Netzwerke von Migrant*innenorganisationen (NeMO) e.V., Kultur macht stark. Bündnisse für Bildung.

Weitere Bündnispartner waren
die Psychiatriekoordination der Qualitätsentwicklungs-, Planungs- und Koordinierungsstelle der öffentlichen Gesundheit,  Bezirksamt Treptow-Köpenick von Berlin, Abteilung Jugend und Gesundheit
und der Türkische Elternverein in Berlin-Brandenburg e.V.

Wir möchten uns bei allen Beteiligten bedanken!

 

Gefördert durch:

     

 

Du möchtest mehr über das Konzept der Zirkustherapie erfahren? Dann besuche die Website von ALEGRIA – Institut für Zirkustherapie.


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Alegria im Studio drei vom rbb

Für alle, die gestern nicht einschalten konnten: Unser Institut für Zirkustherapie wurde in der rbb-Sendung Studio drei – LIVE AUS BABELSBERG vorgestellt (ab Minute 30):
https://www.rbb-online.de/studio3/videos/20230321_1845.html

Für den Beitrag hat uns ein Kamerateam bei einer Therapiesitzung begleitet und zeigt die Kraft von Zirkusatmosphäre, Bewegung und psychotherapeutischen Methoden.

In der Show rund um den Magier Hans Klok wird so im Alegria-Beitrag gezeigt, wie magisch die Entdeckung von Selbstwirksamkeit und Mut sein kann – vielen Dank dafür!

Du kennst das Institut für Zirkustherapie noch nicht, bist auf der Suche nach Hilfe oder hast Fragen? Dann Schau doch mal auf unserer Website vorbei und sprich uns an!

 

Mit freundlicher Unterstützung der LOTTO-Stiftung Berlin


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Rückblick: Informationsveranstaltung ALEGRIA

„Alle sagen, das geht niemals – und du hast es wieder geschafft!“

(Alexander Freier-Winterwerb, Stadtrat für Jugend und Familie über Britta Niehaus (Institutsleitung))

Mit einem strahlenden Lachen begrüßte Britta Niehaus letzten Freitag ihre zahlreichen Gäste im CABUWAZI Treptow Zelt. Dafür gab es allen Grund: Zur Informationsveranstaltung des Instituts für Zirkustherapie oder auch ALEGRIA konnte die Arbeit des Teams vorgestellt und offiziell eröffnet werden. Umso schöner war es, dass viele der wichtigen Wegbereiter:innen an der Veranstaltung teilnahmen.

Ohne die Unterstützer:innen der ersten Stunde würde es heute kein Institut geben, das machten Anne Kirschneck (Geschäftsführung GrenzKultur gGmbH / CABUWAZI) und Britta Niehaus (Institutsleitung) gleich zur Begrüßung deutlich! Ein besonderer Dank gilt daher unter anderem Raed Saleh (Vorsitzender der SPD, Mitglied im Abgeordnetenhaus), Alexander Freier-Winterwerb (Stadtrat für Jugend und Gesundheit), Robert Schaddach (Mitglied im Abgeordnetenhaus), Elke Breitenbach (ehemalige Senatorin für Integration, Arbeit und Soziales), Karl Köckenberger (ehemalige Geschäftsführung und Mitgründer von CABUWAZI), Bezirksbürgermeister Oliver Igel und dem Jugendamt Treptow-Köpenick.

Seit Anfang an dabei, das ist vor allem auch Alexander Freier-Winterwerb. Der Stadtrat für Jugend und Gesundheit steht dem ALEGRIA-Team tatkräftig zur Seite und eröffnete die Veranstaltung mit einer Anekdote: Vor einiger Zeit sei er auf dem Platz gewesen, viele Kinder sprangen herum – er hätte nicht gewusst, was gerade passieren würde und Britta hätte ihm deshalb einen kleinen Einblick in das Seelenleben der Kinder und der Idee des Instituts gegeben. Dann sei es losgegangen, das Antragschreiben mit Robert Schaddach, das Klinkenputzen mit Catrin Wahlen, Elke Breitenbach und Raed Saleh. Alle wollten das wichtige Projekt unterstützen.

Zwei Jahre Pandemie – Corona und seine Auswirkungen

Seit Corona, so macht Alexander Freier-Winterwerb in seiner Eröffnungsrede weiter deutlich, geht es vielen Kindern und Jugendlichen mit und ohne psychische Vorerkrankung noch schlechter. Aktuelle Zahlen und Statistiken geben ihm recht. Laut der COPSY-Studie erleben rund 80% der Kinder und Jugendliche Corona als eine Belastung. Jedes dritte Kind leidet inzwischen an einer psychischen Krankheit. Damit hat sich die Zahl von psychischen Störungen bei Kindern, die vor der Pandemie noch bei 18% bis 20% lag, nachweislich erhöht. Gleichzeitig gibt es lange Wartezeiten für Therapieplätze. Hier liegt ein entscheidender Vorteil des Instituts, so Britta Niehaus: Durch die Förderung der LOTTO-Stiftung können im Moment alle Kinder und Jugendliche ab sechs Jahre (mit und ohne Diagnose) schnelle Hilfe kostenfrei in Anspruch nehmen. Seit Beginn der Projektlaufzeit im April sind bereits 42 Kinder zum ALEGRIA gestoßen, mehrere Kinder stehen auf der Warteliste. Die Hoffnung sei, dass bald noch viel mehr Kinder kommen können – das ist auch vom Bau der Leichtbauhalle abhängig. Hier seien noch ein paar Hindernisse zu überwinden. Auch der Stadtrat appelliert an das Publikum: Zusammen kann der Bau sowie die Verstetigung des Projekts realisiert werden.

ALEGRIA – die Mischung machts!

Britta Niehaus, Tabea Heimbürger und Maria Matthies gaben in ihrer Präsentation einen Einblick in die Arbeit des Instituts und stellten das Alleinstellungsmerkmal der Zirkustherapie in den Mittelpunkt: Sie verbindet Psychotherapie und Zirkuspädagogik zum Motivationsaufbau von Kindern und Jugendlichen. Dabei wird interdisziplinär zusammengearbeitet: Britta Niehaus ist Kinder- und Jugendpsychotherapeutin VT mit Approbation, Maria Matthies Psychologin und angehende Kinder- und Jugendpsychotherapeutin, Lennard Dzudzek ist Artist und Zirkuspädagoge und Tabea Heimbürger Sozialarbeiterin und Zirkuspädagogin. Zusammen können sie bei Einzeltherapien und Gruppentherapien optimal auf die Bedürfnisse der Kinder eingehen, flexibel verschiedene Methoden einsetzen und die Eltern von betroffenen Kindern begleiten.

Dass ihre besondere Arbeit bereits Früchte trägt, davon konnten sich die Besucher:innen gleich selbst überzeugen. Die ALEGRIA-Kinder standen zum ersten Mal auf der Bühne vor Publikum und zeigten eine Darbietung zum Thema „Überwindung der Angst“. Voller Stolz und Freude sprangen sie ihren Eltern danach in die Arme!

Dr. Jakob Florack, Oberarzt der kinder- und jugendpsychiatrischen Abteilung des Vivantes Klinikums im Friedrichshain, erklärte anschließend in seinem Kurzvortrag, welch großartige Leistung das sei. Er selbst habe nämlich im Sommer bei einer Projektwoche des Vivantes mit ALEGRIA einmal versucht, den Hula-Hoop um die Hüfte kreisen zu lassen. Dass es nicht geklappt hat, sei beschämend gewesen, er sei aber ein gesunder erwachsener Mann. Was es nun für psychisch erkrankte Kinder mit ADHS, einem geringen Selbstwertgefühl oder Ängstlichkeit heißt, trotzdem weiterzumachen und sich auf die Bühne zu stellen, sei „krass“. „Krass“ seien auch die Kompetenzen des Teams, diese Herausforderungen gemeinsam mit den Kindern zu meistern.

Neben einer wunderschönen Luftnummer der Europäischen Freiwilligen von CABUWAZI zeigt auch Roman Škadra mit der Kugel künstlerisch, wie schwer es sein kann, den Fokus nicht zu verlieren und den roten Faden zu finden im Leben, wenn 1.000 Dinge auf einen einprasseln.

Britta und ihr Team sind genau das –  der rote Faden, wenn Kinder, Jugendliche und betroffene Eltern wie Erziehungsberechtigte ihn einmal verlieren und Halt brauchen beim Balancieren durchs Leben. Umso mehr sei es jetzt wichtig, eine Verstetigung zu realisieren, damit allen Kinder und Jugendlichen auch in Zukunft schnell und niedrigschwellig geholfen werden kann.

Ein großer Dank gilt auch unseren Kooperationspartner:innen, allen voran der LOTTO-Stiftung.

Du möchtest mehr über das Konzept erfahren? Dann besuche die Website der Zirkutherapie und nimm Kontakt auf.


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Informationsveranstaltung im ALEGRIA – Institut für Zirkustherapie

Zum Abschluss der Aktionswoche für seelische Gesundheit laden wir um 21. Oktober um 16 Uhr ins CABUWAZI Zirkuszelt ein und informieren über unseren einzigartigen Ansatz in der therapeutischen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen.

Programm

– Eröffnung durch den Bezirksstadtrat, Abteilung Jugend und Gesundheit, Herrn Alexander Freier-Winterwerb
– Vorstellung des Instituts ALEGRIA
– Impulsreferat „Bewegung und Psyche“ von Dr. J. Florack
– Kinder spannen ihre kreativen Schirme auf: Zirkusdarbietung von Kindern und Jugendlichen aus ALEGRIA und CABUWAZI
– Fingerfood und Getränke
– Workshops: Jonglage und Drahtseil zum Mitmachen

ALEGRIA – Institut für Zirkustherapie bietet niedrigschwellige Zugänge zu Gruppen- und Einzeltherapien für Kinder und Jugendliche mit seelischen Erkrankungen sowie für ihre Familien.

Im Moment können Kinder und Jugendliche an zwei Gruppentherapien von Montag bis Freitag  (15.00-16.30 und  17.00-18.30) teilnehmen. Außerdem gibt es die Möglichkeit Beratungsgespräche und Einzeltermine wahrzunehmen. Darüber hinaus bieten wir Informationsveranstaltungen zu psychischen Störungen.

Wir sind: ein interdisziplinäres Team aus erfahrenen Zirkuspädagog:innen und Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut:innen (VT). Jede Gruppe wird von der Doppelsteckung Therapeut:in und Zirkuspädagog:in angeleitet. So können wir mit hoher Fachlichkeit aus beiden Bereichen psychischen Störungen im Kinder- und Jugendbereich kreativ, flexibel und angemessen begegnen und Krisen sowie Problemverhalten auffangen.

Wir machen: Zirkustherapeutische Gruppentherapie in geschützten, kleinen Gruppen (ca. 5 Kinder oder Jugendliche).
Die Gruppentherapie beinhaltet zirkuspädagogische Übungen und therapeutische Interventionen. Klassische Zirkusdisziplinen wie z.B. Jonglage, Trapez, Kugel- oder Stelzenlaufen, Hula-Hoop, Pois, Tanz- oder Balancetechniken können gelernt werden. Gleichzeitig werden  u.a. soziale Kompetenzen und emotionale Fertigkeiten eingeübt sowie Konzentration, Selbstwertaufbau und Impulskontrolle gestärkt. Durch die Ergänzung klassischer therapeutischer Methoden wie Skill-Vermittlung  (Strategien zu Emotionsregulation), Selbstinstruktions- und Achtsamkeitstraining,  euthymen Verfahren, Rollenspiele, Realitätscheck und Aufbau positiver Verhaltensalternativen u.v.m. lernen die Teilnehmenden die Nutzung ihrer Ressourcen.

Zusätzlich bieten wir je nach Bedarf und bei Krisen Einzelsitzungen und Bezugspersonenstunden, in denen individuell auf häusliche oder schulische Probleme eingegangen werden kann (z.B. Konflikte zu Hause, selbstverletzendes Verhalten, Suizidalität, Konzentrations- oder Regulationsschwierigkeiten, u.v.m.).

Zu uns kommen können: alle Kinder und Jugendliche zwischen 6 und 21 Jahre, die Schwierigkeiten im emotionalen, sozialen Bereich und Verhaltensauffälligkeiten aufzeigen (mit und ohne Diagnose, mit und ohne Bewegungserfahrung, mit und ohne Mediaktion).

Wir freuen uns auf Ihr und Euer Kommen!
Britta Niehaus und Team des Instituts für Zirkustherapie

Mehr Informationen zum Angebot von ALEGRIA hier.

 

Vielen  Dank an


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„Selbstregulierung ist das Zauberwort!“ Britta Niehaus im Interview

Britta Niehaus hat nicht nur viele Jahre den CABUWAZI Standort in Treptow geleitet, sondern ist auch angehende Kinder- und Jugendtherapeutin, Visionärin und Gründerin des ersten Institutes für Zirkustherapie.

Britta kommt aus der Kultur – Konzerte, Theater und Malerei waren ihre Schwerpunkte. Die Kreativität, so scheint es, begleitete sie durch ihr Studium der Sozialpädagogik bis hin zu CABUWAZI und ihrer Ausbildung zur Kinder- und Jugendtherapeutin. Dank einer großen Förderung, dem besonderen Einsatz aus der Berliner Politik, von CABUWAZI und von Mitstreiter*innen wird Britta das Institut in den nächsten drei Jahren aufbauen können. Wir haben mit ihr über das einmalige Konzept der Zirkustherapie, Stelzen im Vivantes Klinikum und ihren Traum – ein Institut für Zirkustherapie – gesprochen.

Was ist die Zirkustherapie?

Mit dem zirkustherapeutischen Ansatz „Gestaltenwandel“ haben wir bei CABUWAZI Treptow ein Konzept entwickelt, in welchem wir mit psychisch kranken Kindern Zirkus machen – dabei arbeiten wir mit Therapeut*innen, Ärzt*innen und Partner*innen wie dem Vivantes Klinikum zusammen.

Was ist das Besondere?

Die Zirkustherapie in dieser Form gibt es so noch gar nicht! Deutschlandweit hat CABUWAZI Treptow mit dem Ansatz „Gestaltenwandel“ das erste Konzept entwickelt, um mit psychisch kranken Kindern im Zirkus zu arbeiten. Ich habe im Internet recherchiert und geguckt, was es deutschlandweit gibt. Es gibt schon den Chefarzt, der auch Jongleur ist und in der Münchner Klinik mit autistischen Kindern und Jugendlichen jongliert. Oder die wunderbare Frau Dr. med. Astrid Novosel-Datzer von der Zingst-Klinik, sie arbeitet auch mit Zirkusmethoden. Aber eben ein Institut, wo psychisch erkrankte Kinder umfassend mit Zirkustherapie unterstützt werden, das gibt es noch nicht.

Wie wird das Konzept der Zirkustherapie im Moment bei CABUWAZI angewandt?

Angefangen haben wir damit, dass wir im Sommer zwei Wochen Zirkusferien mit psychisch kranken Kindern der Kinder- und Jugendpsychiatrie des Vivantes Klinikums gemacht haben. Es kamen dann immer zwischen 15 und 18 Kinder zu uns und wir haben das Konzept der Ferienprojektwoche einmal auf den Kopf gestellt: An den Bedarfen dieser Kinder orientiert haben wir unser Konzept entwickelt. Das ist jedes Mal evaluiert und ausgewertet worden. Wir haben die Kinder mithilfe von Fragebögen vor und nach den Ferien gefragt, was sich für sie verändert hat und welche Methoden wirksam waren. Wir haben nachgefragt und geschaut: Was hat gut funktioniert, was hat nicht gut funktioniert? Mithilfe der Evaluation wurde das Konzept immer wieder neu angepasst – bis wir jetzt nach sechs Jahren sagen: Wir haben ein solides Konzept, das wir anwenden können, wenn wir mit Kindern arbeiten, die aus der Psychiatrie kommen.

Wie bist du vom Zirkus zur Therapie gekommen?

Immer wenn ich mit Kindern und Jugendlichen bei CABUWAZI gearbeitet habe, hatte ich ein großes Interesse an den verhaltensauffälligen Kindern und daran, mit ihnen zu arbeiten. Ich habe irgendwann darüber nachgedacht, was die Kinder mit erhöhtem Bedarf an Unterstützung eigentlich brauchen würden, was wir mit unseren Angeboten noch nicht anbieten können. Deshalb habe ich erst mal eine Ausbildung als insofern erfahrene Fachkraft für Kinderschutz gemacht und mich auch noch mal intensiv mit Kindeswohlgefährdung und Familienstrukturen beschäftigt. Schließlich habe ich beschlossen, eine Ausbildung zur Kinder- und Jugendpsychotherapeutin zu machen und habe dann im Vivantes Klinikum mein praktisches Jahr gemacht.

Wie hast du Zirkus in dein praktisches Jahr einfließen lassen?

Ich habe zum Beispiel mit Kindern mit posttraumatischer Belastungsstörung angefangen, Stelzen zu laufen. Für die Klinik war das eine riesen Aufregung: Was laufen jetzt hier die Stelzenkinder rum. Das waren sie überhaupt nicht gewohnt – ich habe mich da aber durchgesetzt. Es gab zum Beispiel einen Jungen, der musste regelmäßig Medikamente nehmen, wenn er einen Flashback hatte und dadurch einen Wutanfall bekam. Irgendwann konnte der Junge sich besser selber regulieren – auch aufgrund der Erfahrungen beim Stelzenlaufen! Wenn er gemerkt hat, er wird getriggert und er wird auffällig, hat er geschrien „Stelzenlaufen mit Frau Niehaus“. Wir haben ihm dann die Stelzen angeschnallt und er konnte sich selbst regulieren lernen durch die Bewegung. Die Bewegung verknüpft die linke Gehirnhälfte mit der rechten. Wir wissen aus wissenschaftlichen Studien, dass diese Art der Bewegung Kinder sehr gut unterstützt, die traumatisiert sind oder eine Störung haben.

Warum werden Angebote gerade jetzt so dringend benötigt?

Wir sind super glücklich und total froh, dass die Lottomittelstiftung unser neues Projekt innerhalb der Zirkustherapie für drei Jahre unterstützen möchte. Denn gerade jetzt in der Pandemie steigen die Folgeschäden von Kindern und Jugendlichen, viele Eltern sind verzweifelt und sagen, wir wissen nicht was wir mit unserem Kind machen sollen und die Kinder mit ihren Ängsten und Unsicherheiten haben wenig  Möglichkeiten, diese zu kompensieren. Man kann sich die Unsicherheit ja vorstellen, denn das, was vorher sicher war – zum Beispiel zur Schule zu gehen – bricht alles auf. Plötzlich passieren Veränderungsprozesse, die das Kind überhaupt nicht kognitiv verarbeiten kann und viele kompensieren das, indem sie Ängste entwickeln und sich zum Beispiel nicht mehr zur Schule trauen, depressiv werden oder Essstörungen bekommen, weil sie den Kontrollverlust entgegenwirken wollen. Aber eben über eine dysfunktionale Form.

Schlägt sich die Pandemie denn auch in messbaren Fallzahlen nieder?

Wir wissen tatsächlich, dass die psychischen Erkrankungen von Kindern gestiegen sind, im Moment wird gesagt, dass jedes dritte Kind eine psychische Erkrankung erleidet.  Das wurde auch im deutschen Ärtzeblatt veröffentlicht und von anderen Studien bestätigt. Damit hat sich die Zahl von psychischen Störungen bei Kindern, die vor der Pandemie noch bei 18 bis 20% lag, nachweislich erhöht.

Wie kann man dieser negativen Entwicklung mit Zirkus entgegenwirken?

Wir wollen mit den Kindern gemeinsam Möglichkeiten erarbeiten, mit denen sie Selbstwirksamkeit erleben können und die das Selbstbewusstsein fördern. Wir vermitteln unmittelbar positive Erfahrungen, in denen sie Selbstsicherheit erleben können: Wenn ich zum Beispiel auf dem Drahtseil balanciere und mein Gleichgewicht übe, kann ich mich selbst steuern und lerne darüber, dass ich auch meine Emotionen, wie zum Beispiel Angst steuern und mir selbst positive Selbstinstruktionen geben kann: „Ich schaffe das! ich mach das jetzt – ich geh von der einen Seite zur anderen rüber und wenn ich runterfalle, steh ich auf und gehe wieder drauf“. Das sind wirksame Erfahrungen, die Kinder und Jugendliche machen und die auf jeden Fall zur Stabilisierung und Heilung beitragen. Natürlich ist auch das Zusammensein in einer sozialen Gruppe und das entdeckende Lernen miteinander ein wichtiger Teil der Zirkustherapie.

Innerhalb der Zirkustherapie hast du für das neue Modellprojekt das Konzept der achtsamen Zirkustherapie entwickelt – was ist damit gemeint?

Selbstregulierung ist dabei das Zauberwort! Wir haben gute Erfahrungen damit gemacht, dass wir den Kindern Methoden und Möglichkeiten in Form von positiven Helfersätzen und Emotionsregulierungen an die Hand geben: Wie kannst du dich selbst beruhigen, wie kannst du deine Ängste bearbeiten, wie kannst du dir das Gefühl geben, dass alles gut wird – das nennen wir achtsame Zirkustherapie. Dafür wurden verschiedene Übungen entwickelt, wo Kinder lernen, auf ihre Gefühle zu achten, achtsam ihre Gefühle wahrzunehmen und auch achtsam in sich hineinzugucken, um ihren inneren Fokus, ihren Scheinwerfer auf positive Ereignisse im Leben zu richten. In erster Linie geht es um Aktivierung, Selbstwirksamkeitsförderung  und Körperwahrnehmung. Es sind aber auch verschiedene Entspannungsübungen mit dabei oder mal eine Traumreise.

Du möchtest ein Zirkusinstitut ins Leben rufen – was ist damit gemeint?

Ich stelle mir vor, dass wir als Institut für Zirkustherapie eine Netzwerkanlaufstelle werden für ganz Deutschland. Wir haben so viele tolle und interessante Menschen kennengelernt, die auch in diesem Bereich Neues probieren. Wir möchten als Institut regelmäßig Symposien und Fortbildungen organisieren, wo diese Menschen zusammenkommen und sich über ihre Erfahrungen und Methoden austauschen können. Es gibt so viele Menschen, die eben auch finden, dass neue Ansätze in der Therapie mit Kindern und Jugendlichen wichtig und nötig sind. Hier gehen wir gemeinsam neue Wege und gemeinsam haben wir dann die Möglichkeit, noch bedarfsgerechter an Kinder und Jugendliche heranzutreten.

Warum passen Zirkus und Therapie so gut zusammen?

Zirkus ist auf jeden Fall ein Ort, der Kinder und Jugendliche interessiert, ihre Neugierde weckt, wo sie kreativ sein können. Zirkus, das bedeutet Drahtseillaufen, Trapez, Akrobatik, aber auch künstlerisches Wahrnehmen, in Rollen schlüpfen, jemand anderes sein können! Wir haben damals diesen Ansatz „Gestaltenwandel“ entwickelt – da geht es darum, dass Kinder erst mal eine Art „Helfer*infigur“ imaginieren. Das heißt: Sie werden dazu aufgefordert, mithilfe ihrer Fantasie eine Figur zu entwickeln, die ihnen in bestimmten Situationen wie zum Beispiel bei Mobbing auf dem Schulhof helfen kann. Diese Helfer*infigur malen sie beispielsweise auf. Ich leite sie als Therapeutin mit unterschiedlichen Methoden an, um zu dieser Helfer*infigur zu kommen. Dann wird diese Figur im Zirkuszelt von den Zirkuspädagog*innen in eine neue Dimension gebracht – nämlich selbst in diese Figur zu gehen: Wie Läuft sie, was hat sie für einen Gang, was hat sie für Fähigkeiten und Kompetenzen: Kann sie fliegen? Dann kann das Kind am Trapez fliegen lernen, wenn sie vielleicht einen ganz akrobatisch schleichenden Gang hat, kann man erst mal die Balance üben und Kugellaufen oder am Drahtseil trainieren. Und am Ende verwandelt sich dieses Kind durch Bewegung Körperweit aber auch durch Unterstützung durch Kostüme in diese Helfer*infigur und merkt, dass es eben eigene Ressourcen entwickeln kann.

Wer kann sich bei euch melden?

Der Zugang zu den Angeboten soll möglichst weit gestreut sein, auf der einen Seite sollen Eltern angesprochen werden, die eben keinen Therapieplatz finden – wir bekommen jetzt schon Anfragen von Eltern, die in der Zeitung vom Projekt gelesen haben und sagen, mein Kind geht nicht mehr zur Schule, mein Kind hat totale Ängste, ich möchte, dass mein Kind zu euch kommt. Auf der anderen Seite sollen Jugendliche sich angesprochen fühlen. Außerdem sollen Netzwerkpartner*innen angesprochen werden wie der KJPD (Kinder- und Jugendpsychiatrischer Dienst) – wir werden mit dem KJPD Köpenick, Neukölln, Kreuzberg zusammenarbeiten. Die Jugendämter können so die Kinder und Jugendlichen zu uns führen. Weiterhin bleibt aber auch Vivantes ein großer Kooperationspartner.